Erstaunliches geschieht bei den Bienenzüchtern: Das Heilmittelinstitut Swissmedic hat im Sommer ein Mittel für die Bekämpfung der Varroamilbe neu zugelassen, "CheckMite" von der Firma Bayer. Die Varroamilbe ist der gefährlichste Schädling für die Honigbiene und ernährt sich von deren Blut. Doch die Imker sind nicht erfreut darüber, ein neues Instrument gegen einen alten Gegner zu erhalten, im Gegenteil: Sie protestieren.
"Durch den Einsatz des Mittels würden innert Kürze Rückstände des Wirkstoffes Coumaphos im Bienenwachs stark zunehmen", heisst es in der "Schweizerischen Bienenzeitung", dem Vereinsblatt der Deutschschweizerischer und Rätoromanischer Bienenfreunde (VDRB). Coumaphos ist eine Art Nervengift, das bei der Varroamilbe die Übertragung von Nervenreizen verhindert und letztlich zu ihrem Tod führt. Mit Rückständen würde der Ruf des Qualitätsproduktes Honig leiden, heisst es weiter in der "Bienenzeitung". Man werde deshalb gegen die Zulassung Einsprache erheben bei der Rekurskommission für Heilmittel. Ferner empfiehlt der Verband seinen Mitgliedern "dringend" das Mittel nicht zu gebrauchen, auch nicht zu Testzwecken. Der Imkereifachhandel wird aufgerufen, das Produkt nicht zu verkaufen.
Die Varroamilbe macht den Imkern das Leben schwer. (USDA)
"Kurzfristige Scheinlösung"
"Die orale oder dermale Toxizität für Säuger ist sehr gering", heisst es zum Produkt CheckMite auf der Website des Tierarzneimittelkompendiums. Das heisst im Klartext: Für den Menschen ist das Mittel nicht sehr gefährlich. Bei der Prüfung durch Swissmedic im Zulassungsverfahren werde sichergestellt, "dass der Nutzen des Präparates deutlich grösser ist als die unerwünschten Nebenwirkungen", meint Alfred Rys von Swissmedic.
Problematisch ist aus Sicht der Bienenzüchter die Resistenzbildung. "In den USA hat man bereits grosse Probleme mit resistenten Varroamilben", sagt Dieter Schürer, Ressortleiter Honig beim VDRB. Deshalb sei das Mittel nur eine kurzfristige Scheinlösung. Ryf sagt dazu: "Eine Resistenzbildung ist tatsächlich nicht auszuschliessen, wie bei vielen anderen Arzneimitteln auch." Die Verbreitung von Resistenzen geschehe aber oft durch unsachgemässe Anwendung. Deshalb sei es wichtig, dass die Dosierungs- und Anwendungshinweise genau befolgt würden.
Der Toleranzwert für Coumaphos-Rückstände liegt bei 50 Milligramm pro Kilogramm Honig. Ergebnisse aus den USA zeigten, dass bei starkem Einsatz dieser Wert nach zwei bis drei Jahren durchaus erreicht werden könne, sagt Schürer. Aber auch wenn die Rückstände weit unter dem Toleranzwert liegen würden, könnte man nicht mehr von Qualitätshonig sprechen, meint Schürer. Deshalb müsse alles getan werden, damit das Mittel gar nicht erst zum Einsatz komme.
Gute Honigernte
wy. Die Schweizer Honigernte 2006 ist besser als nach dem harten Winter 2005 erwartet, der vielen Bienenvölkern den Garaus machte. Im Schnitt wurden pro Volk 17,8 Kilogramm Honig geerntet, gegenüber einem Schnitt von 15 Kilogramm im Vorjahr. Die grössten Mengen wurde in den Kantonen Basel-Stadt und Graubünden geerntet, mit 29,8 beziehungsweise 24,8 Kilogramm.
Nur noch zur Bestäubung
CheckMite ist derzeit in Griechenland zugelassen und wird in den USA lokal und befristet eingesetzt. Das Bienengeschäft in den USA sei ein ganz anderes, sagt Schürer. Viele Bienen würden dort nur noch für die Bestäubung genutzt, sie würden auf Lastwagen von Obstplantage zu Obstplantage gefahren und verrichteten dann während drei bis vier Wochen ihren Dienst. Der Honig, den sie dabei produzieren, werde meist entsorgt, wegen den Rückständen von Insektiziden und Antibiotika.
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