
Unterdessen ist bei Ruth Breitenmoser der Alltag wieder eingekehrt. Sie sitzt zufrieden im Wohnhaus in Mosnang, zu dem ihr Mann Mario 160 Rundhölzer aus seinem eigenen Wald beigetragen hat.
Am vergangenen Samstagabend allerdings veränderte ein Augenblick zumindest für ein paar Tage ihr Leben. Als der Moderator Nick Hartmann in der Finalsendung der Landfrauenküche am Schweizer Fernsehen das goldene Couvert öffnete, stand dort ihr Name. "Ich war total überwältigt und lebte ab diesem Moment wie in einem Rausch", erzählt sie. "Ich fühlte mich als die glücklichste Frau der Welt. Die Gratulationen und Pressetermine am Abend selber wollten nicht aufhören." Das ging sogar so weit, dass im Hotellift bereits eine Karte mit Glückwünschen hing und im Zimmer eine Flasche Champagner bereitstand. Im gleichen Atemzug fügt sie aber an: "Alle sieben Frauen sind die Siegerinnen. Was alle geleistet haben, ist einmalig."
Alpenromantik pur
Das Schweben auf Wolke sieben dauerte zu Hause in Mosnang einige Tage. Gratulationen von überall her trafen ein, auch über ihren Mann, der als Zustellbeamter bei der Post arbeitet. "Ich freue mich riesig, dass meine Frau diese Herausforderung angenommen und sogar gewonnen hat", erzählt er. "Viele gaben mir auf meinen Touren Glückwünsche für sie mit."
Was genau den Ausschlag für den Gewinn gegeben hat, weiss Ruth Breitenmoser nicht genau. Die Heusuppe zur Vorspeise und der Waldbeerenschaum mit Schlorzifladen zum Dessert sind bei ihren Kolleginnen zwar gut angekommen, der Rehrücken als Hauptspeise allerdings etwas weniger. Dafür waren sie begeistert von der Atmosphäre auf der Meiersalp. "Wir erlebten Alpenromantik pur", erzählt sie. "Die Frauen waren begeistert. So ergeht es vielen Gästen. Sie verlieben sich sofort in diese Alp."
Für Glücksgefühle hat auch die Arbeit mit dem Fernsehen gesorgt. Ruth und Mario Breitenmoser erinnern sich gerne an diese Zusammenarbeit. "Mit der Zeit waren wir wie eine Familie", betonen sie. "Dass dabei auch noch eine Kamera lief, vergassen wir schnell. So konnten wir unseren Alltag zeigen."
16-seitiges Drehbuch erstellt
Der Weg zum Sieg war für Ruth Breitenmoser nicht ganz einfach. Das begann mit der der Anmeldung. Eine Freundin ihrer Tochter brachte sie auf die Idee. "Ich kannte die Sendung gar nicht", sagt sie. "Doch als ich die Staffeln angeschaut hatte, wollte ich diese Herausforderung annehmen und ich meldete uns an." Mehr als einmal kamen die Fernsehleute für ihre Abklärungen, vor allem auch auf der Alp. "Als dann die Zusage kam, machte ich Freudensprünge."
Als nächstes beschäftigte sie die Auswahl des Menus. Eigentlich wollte sie ein gefülltes Kaninchen kochen, eine ihrer Spezialitäten. Doch das passte nicht ganz ins Konzept des Fernsehens. Sie hat sich drein geschickt und den Rehrücken dreimal zur Probe gekocht. "Ich fand heraus, dass er mit 33 Minuten bei 65 Grad am besten wird."
Am Drehabend harmonierten Ruth Breitenmoser und ihre Tochter Corina Meuli als Helferin gut und erlebten einen fröhlichen Abend. "Obwohl, meine Tochter ist die Perfektionistin, ich bin eher etwas chaotisch und spontan. Sie hatte zum Beispiel ein 16-seitiges Drehbuch mit den Einkaufslisten und allem Notwendigen geschrieben. Das war uns eine grosse Hilfe." Dies war umso wichtiger, als die beiden fernab von jedem Geschäft auf der Meiersalp kochten. "Der Tag war letztendlich so genial, dass meine Tochter und ich uns so oder so als Siegerinnen fühlten."
Glückliche Älpler
Ruth Breitenmoser war 33 Jahre lang bei der Post angestellt. Heute ist sie Familienfrau, der sehr viel an ihrer Familie liegt, und Älplerin. Mario Breitenmoser ist Zustellbeamter bei der Post und ebenfalls Älpler. Mit der Meiersalp, sie gehört dem landwirtschaftlichen Verein Untertoggenburg, haben sich die beiden vor sieben Jahren einen Herzenswunsch erfüllt.
Die Alp beschäftigt sie vom 1. Mai bis 31. Oktober im Vollamt. Ruth Breitenmoser ist zur Hauptsache zuständig für das Restaurant und die Küche. Mario Breitenmoser kann sich seinen Lieblingstieren widmen. "Wir betreuen rund 50 Mutterkühe von Urs Grob aus Libingen und 35 Aufzuchtrinder von verschiedenen Bauern", sagt er. "Vor allem wenn die Rinder an einen Laufstall gewöhnt sind, müssen wir am Anfang viel Geduld aufbringen, weil sie bei uns angebunden werden. Diese Arbeit auf der Alp ist für uns aber extrem befriedigend." Auch vier Kaninchen, zwei Ziegen, drei Hühner und der Kater Jacko gehören zur Tierschar. So wird die Meiersalp die beiden auch in Zukunft in Beschlag nehmen.
Ungefähr drei Jahre werden sie voraussichtlich noch weitermachen, denn langsam nähern sie sich der Pension und die Beanspruchung während der Saison ist gross. Gerne würde Ruth Breitenmoser wieder etwas mehr wandern im Sommer. "Doch die Reaktionen der Gäste sind so positiv, dass wir es nicht übers Herz brächten, jetzt einfach aufzuhören. Viele haben sich schon angemeldet für die nächste Saison. Wir freuen uns auf viele schöne Momente."


