Die Schweizer Milchproduzenten werben mit ihr ebenso wie Coop oder Migros – der behornten Kuh. Doch Kühe tragen längst nur noch auf Milch-Packungen oder in der Werbung Hörner. 90 Prozent der Kühe seien enthornt, behauptet die Nutztierschutz-Organisation Kagfreiland.
Einer, der seit 1970 seine Tiere enthornt, ist Marin Haab. Der Landwirt aus dem zürcherischen Mettmenstetten tut dies aus wirtschaftlichen Überlegungen. Heute werde von den Bauern Effizienz erwartet. "Politik und Konsumenten verlangen, dass wir EU-kompatibel produzieren", gab Haab an einem an der Olma durchgeführten und von Kagfreiland organisierten Podium zu bedenken. Kühe mit Hörnern bräuchten mehr Platz im Stall, ein Bauer könne also weniger Tiere auf der gleichen Fläche halten. Oder er müsse einen grösseren Stall bauen. Doch das verteuere die Produktion. "Kühe mit Hörnern wären schön. Es wäre aber auch schön, Kühe mit der Hand zu melken", erklärte Martin Haab.
Martin Otts Tiere gehören zu denjenigen 10 Prozent der Milchkühe, die noch Hörner tragen. Der Landwirt hat extra einen Laufstall für behornte Kühe bauen lassen. Eine Spezialanfertigung sei dies, denn solche Ställe könne man nicht ab Stange kaufen. Ein Freilaufstall für behornte Kühe dürfe keine Sackgassen aufweisen, die Tieren müssten immer eine Ausweichmöglichkeit haben. Ja, das Halten von behornten Tieren sei ein Mehraufwand, gab Ott unumwunden zu. Es erfordere viel Know-How. Zudem sei Verletzungsgefahr grösser. Ihm sei zwar noch nichts passiert. Ein Berufskollege habe aber ein Auge verloren. Für Bio-Bauer Ott ist das Enthornen ein Eingriff in die Würde der Kühe. Die Schweizer Bauern sollten einen anderen Weg gehen als ihre Berufsgenossen in den USA, mahnte Ott.
Direktzahlungen für Kühe mit Hörnern
Martin Ott, Autor des Buches "Kühe verstehen", hat zusammen mit weiteren Bauern die Interessengemeinschaft Hornkuh ins Leben gerufen. Diese fordert den Bund auf, künftig Direktzahlungen für Kühe mit Hörnern zu entrichten. Der Nationalrat hat sich allerdings kürzlich dagegen entschieden. Bei den Grossverteilern abgeblitzt sind die Befürworter behornter Kühe mit ihrer Idee einer "Hornmilch". Die Vermarktung einer solchen Milch sei schwierig, gab Peter Zürcher von Coop zu bedenken. Heute stünden bis zu 8‘000 Milchprodukte in den Coop-Regalen. Der Konsument sei überfordert, wenn das Sortiment immer breiter werde. Vor allem müsste viel in Werbung investiert werden: "Man kann nicht einfach ein Produkt in das Regal stellen und meinen, es verkaufe sich von selbst."
Kühe brauchen Hörner etwa für die Körperpflege oder für die Herstellung der Rangordnung, erklärte Tiermediziner Marc Kirchhofer. Auch für die Kommunikation seien sie wichtig, ergänzte Martin Ott. Enthornt werden dürfen Kälber laut Kirchhofer nur nach vorgängiger Schmerzausschaltung. Man habe in den letzten zehn Jahren grosse Fortschritte gemacht.
