
Urnäsch, Kanton Appenzell Ausserrhoden. Das am Fusse des Säntis gelegene 2’500-Seelen-Dorf ist bekannt für seinen malerischen Dorfplatz, die liebliche Hügellandschaft und vor allem für gelebtes Brauchtum: Das Silvesterchlausen und die traditionellen Alpfahrten. Das Schweizer Fernsehen hat vor 5 Jahren in einer mehrstündigen Live-Sendung über den Alpabzug berichtet.
Was weniger bekannt ist: Urnäsch ist eine Hochburg der Hornkühe. Während schweizweit je nach Schätzung bis zu 90 Prozent der Kühe hornlos sind, tragen die Kühe in Urnäsch grossmehrheitlich Hörner.
Jürg Frischknecht ist einer der Hornkuh-Bauern. In seinem Stall stehen 20 Braunvieh-Kühe. "Schon mein Vater hatte behornte Kühe. Ich halte Hornkühe aus Überzeugung und weil ich Freude an ihnen habe", sagt Frischknecht. Den Sommer verbrachte er mit seiner Familie und den Tieren auf der nahegelegenen Schwägalp. "Ich habe heuer viele Leute sagen hören: So schön, Kühe mir Hörnern."

Beliebter Hornkuh-Käse
Nur wenige Kilometer von Frischknechts Hof entfernt liegt die Urnäscher Milchspezialitäten AG. An der Fassade der Käserei prangt ein grosses Plakat: "Urnäscher Hornkuhkäse – aus Milch von Kühen mit Hörnern." Die Käserei hatte 2012 einen neuen Käse kreiert – und brauchte für diesen einen Namen. "Wir haben damals plötzlich festgestellt, dass ja 90 Prozent unserer Milch-Lieferanten Hornkühe haben", sagt Stefanie Fuchs, Leiterin Marketing der Urnäscher Milchspezialitäten AG.
Der "Hornkuhkäse" war geboren – ein cremig-würziger, 6 bis 9 Monate gereifter Rahmkäse, auf dessen Rinde eine Hornkuh eingeprägt ist. Der Käse – gemäss Eigenwerbung ein "elfenbeinfarbiger Teig mit sparsamer Rundlochung" – gewann zahlreiche Preise. 2016 brillierte er am "World Championship Cheese Contest" in Madison, USA, und errang dort den Vizeweltmeister-Titel.
Der Hornkuhkäse ist eines der Zugpferde der Urnäscher Käserei. "Der Absatz nimmt zu", freut sich Fuchs. "Es gibt viele Konsumenten, die den Hornkukäse kaufen, weil sie Hornkühe unterstützen wollen", betont die Marketing-Chefin.

Mehrwert Hornmilch
Die Urnäscher Käserei will sich künftig noch stärker über behornte Kühe positionieren. "Kuhhörner sind ein emotionales Thema und kommen bei den Konsumenten gut an", erklärt Fuchs. Die Käserei, die vor rund zehn Jahren den Betrieb aufnahm, verarbeitet mittlerweile fast zu 100 Prozent Milch von behornten Kühen aus Urnäsch. "Wir sind der grösste Verarbeiter von Hornmilch in der Schweiz", sagt Fuchs. Die 31 Milchlieferanten haben sich gegenüber der Käserei schriftlich verpflichtet, ihre Kühe nicht zu enthornen. 2 Bauern, die in der Anfangsphase der Käserei noch hornlose Kühe hielten, beliefern heute das Unternehmen nicht mehr.
Hornkuh-Milch sei ein Mehrwert, sind Fuchs und Bauer Frischknecht überzeugt. Der Abstimmung über die Hornkuh-Initiative sehen die beiden gelassen entgegen. Auch wenn das Stimmvolk Nein sagen sollte, die Urnäscher Bauern halten an ihren Hornkühen fest. Aus Tradition und Freude.
Urnäscher Käse
2007 haben sich 37 Bauern zusammengeschlossen mit dem Ziel, die eigene Milch selber zu verarbeiten und zu vermarkten. Sie gründeten die Urnäscher Milchspezialitäten AG. 2009 nahm die am Dorfeingang neu gebaute Käserei ihren Betrieb auf. Das Sortiment reicht von Raclette, Fondue bis hin zu Spezialitäten wie Bierkäse, Weisschimmel-Käse und dem Hornkuh-Käse.
Die Käserei beschäftigt 13 Personen und verarbeitet jährlich rund 2,5 Mio. kg Silomilch, die mittels Mikrofiltration für die Käseherstellung aufbereitet wird. Die Milch stammt zu fast 100 Prozent von Hornkühen.


