Milchbauern, Schweine- und Apfelproduzenten haben eines gemeinsam: Sie produzieren mehr, als der Markt verlangt. Das drückt auf die Preise, weshalb die Bauern nach Wegen suchen, um das Angebot der Nachfrage anzupassen – bislang jedoch ohne Erfolg.
Derlei Probleme kennen Mutterkuh-Halter nicht. Im Gegenteil: Von Jahr zu Jahr können sie ihre Produktion ausdehnen. Wurden im Jahr 1980 gerade mal 300 Tiere geschlachtet, waren es im 2011 mehr als 36'000 Stück. Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht. Die Mutterkuh-Halter setzen auf Tierwohl und eine naturnahe Produktion: Die Tiere dürfen oft auf die Weide. Die Kühe bleiben stets mit ihren Kälbern zusammen, die sie mit ihrer Milch aufziehen. Zu fressen erhalten sie überwiegend hofeigenes Raufutter.
Erlaubt war bisher aber auch das Verfüttern von Soja. Dies stosse in der Bevölkerung zunehmend auf Kritik, erklärte Urs Vogt, Geschäftsführer von Mutterkuh Schweiz, an einer Medienorientierung in Bolligen BE. Deshalb habe man sich für ein Verbot der Soja-Fütterung per November 2012 entschieden. Ausgenommen sind Betriebe, die noch über Vorräte verfügen. Diese dürfen den Eiweissträger noch bis spätestens Ende August 2013 einsetzen. Auf Soja könne laut Vogt problemlos verzichtet werden – ohne Einbussen bei der Qualität. Wie eine Umfrage gezeigt hat, verfüttern ohnehin nur 8 Prozent der Betriebe Soja an ihre Tiere.
Coop begrüsst den Verzicht auf Soja. Eine graslandbasierte Rindfleischproduktion sei ein Verkaufsargument, erklärte Urs Weingartner, der beim Grossverteiler für den Einkauf des Labelfleisches zuständig ist. Konsumenten würden nebst dem Tierwohl zunehmend Wert auf einen schonenden Umgang der Ressourcen legen. Soja aber stamme bis zu 95 Prozent aus Brasilien. Weil die weltweite Nachfrage nach Soja steige, würden grossflächig Tropenwälder gerodet und teils auch Arbeiterrechte missachtet. Angesichts der stetig ansteigenden Weltbevölkerung sei es ein Gebot der Stunde, mit der Ackerfläche möglichst sorgsam umzugehen.
Natura-Beef und Natura-Veal sind die ersten Fleisch-Label, bei denen die Fütterung von Soja verboten ist.
Kraftfutter: Importe nehmen zu
Der Einsatz von Kraftfutter ist mit rund 1,4 Mio. Tonnen in den letzten Jahren konstant geblieben. Was sich aber verändert hat: Das Kraftfutter kommt immer häufiger aus dem Ausland. 2009 betrug der Import-Anteil 53 Prozent, 1990 waren es lediglich 28 Prozent. Im Gefolge der BSE-Krise hat der Bund im Jahr 2001 ein totales Verfütterungsverbot von Tiermehl ausgesprochen. Und seit Juli 2011 dürfen Schweinehalter keine Speisereste ("Schweinesuppe") mehr an ihre Tiere verfüttern. Vor allem aber produzieren die Schweizer Bauern immer weniger Futtergetreide.
