Das letzte Gmüesfescht fand zum 50-jährigen Bestehen statt - vor 25 Jahren also. Am kommenden Wochenende feiern die 450 Betriebe des GVBF schon dessen 75. Geburtstag. Bevor gefeiert werden kann, muss jedoch organisiert werden. Drei Jahre nahm sich das 15-köpfige OK-Team Zeit für die intensiven Vorbereitungen. In 32 Sitzungen und ungezählten Arbeitsstunden erarbeiteten die engagierten Gemüsegärtner einen vielfältigen Grossanlass für Fachleute ebenso wie für die breite Bevölkerung. Dank der ehrenamtlichen Mitarbeit von über 500 Helfern und der finanziellen Unterstützung der zahlreichen Sponsoren ist der Besuch des Gmüesfescht frei.
Der Zeit voraus
Am 30. März 1939 wurde die Gemüseproduzenten-Vereinigung des Kantons Bern und angrenzender Gebiete (GVB) gegründet, die später unter Berücksichtigung des Kantons Freiburg zur heutigen GVBF umgetauft wurde. Motivation zum Zusammenschluss der Gemüseproduzenten war laut damaligen Dokumenten, dass "in der heutigen stark bewegten Wirtschaftsperiode der einzelne Produzent nichts mehr erreichen kann und den starken Preisschwankungen ausgesetzt ist." Das Solidaritätsgefühl solle zudem die Grundlage zur Stärkung des Berufsinteresses bilden. Auch wenn sich vieles durch technischen Fortschritt und gesetzliche Vorschriften verändert hat, scheinen diese Zeilen angesichts der aktuellen Situation in der Gemüsebranche der Zeit voraus zu sein.
Reale Landwirtschaft vermitteln
Mit dem Gmüesfescht 2014 wolle man den Leuten zeigen, wie tief das Gemüse eigentlich wächst, sagt OK-Präsident Thomas Wyssa und meint damit den Bezug der Konsumenten zum Gemüse und dessen Produzenten.
Deshalb gewähren drei grosse Gewächshausbetriebe einen Einblick in den Alltag der Gemüseproduktion. Die Besucher können die Betriebe selbstständig mittels zweisprachiger Beschilderungen erkunden und ihre Fragen an die Betriebsmitarbeiter richten. Sie erfahren so zum Beispiel wie Tomaten auf Substratkulturen, Bio-Peperoni im Boden oder hochrationalisiert Radieschen produziert werden.
Auch der Gemüseverarbeitungsbetrieb Spavetti, ein wichtiger Abnehmer der Gemüseproduzenten, lädt am Sonntag zu einem Betriebsrundgang ein und zeigt, wie die Convenience-Salate der Migros hergestellt werden.
Einen realen Einblick zu vermitteln ist den Gemüsegärtnern wichtig, deshalb auch das Motto "Hightech in the Green". "Wir wollen ein reales, nicht romantisiertes Bild der Gemüse-Landwirtschaft vermitteln, in der mit Hightech-Maschinen und nicht mehr mit alten Traktoren produziert wird", sagt OK-Mitglied Vincent Egger. Er ist gelernter Demeter-Gemüsebauer und arbeitet nun beim hochrationalisierten und -spezialisierten Radieschen-Produzenten Swissradis.
Vielfältiges Angebot
An den 37 Ausstellungsständen erfahren die Besucher Spannendes aus der Gemüsebranche. Auf den Feldern werden modernste Maschinen vorgeführt, im Erlebniszelt wird Gemüse gesät, geschnitzt, verarbeitet und natürlich degustiert. "Wir wollen das Seeländer Gemüse, aber auch den Beruf des Gemüsegärtners ins Rampenlicht stellen", sagt OK-Mitglied Thomas Hurni. So erzählen junge Gemüsegärtner über ihren Beruf und Alltag. Die Bekanntmachung des Berufes ist wichtig, denn nur gerade zehn Gemüsegärtner seien derzeit in Ausbildung - brauchen würde die Branche etwa hundert, wie Moana Werschler vom Verband Schweizer Gemüseproduzenten sagt.
Gmüesfescht: So wird gefeiert
Das Gmüesfescht öffnet am Freitag um 16 Uhr seine Tore. Um 20 Uhr eröffnet Bundesrat Ueli Maurer mit einer Rede die von Sara-Jane musikalisch umrahmte Abendunterhaltung. Am Festbetrieb werden die Gäste in Bierzelt, Surchabisstube, Salatbar und vielen weiteren Verpflegungsständen kulinarisch verwöhnt. Ausserdem sind die Gemüse-Glace mit Dill-, Sellerie- oder Basilikumaroma im erwartet guten Wetter sicherlich eine lohnende Erfrischung zwischen den vielen Besichtigungen und Ausstellungen zur Gemüseproduktion. Weitere Highlights am Gmüesfescht 2014 sind die extra angepflanzten Gemüsefelder zum selber Pflücken, die verschiedenen Marktstände sowie Hüpfburg, Karussell und Kistenstapeln für die jüngeren Besucher. Ein ADR-Ballon oder ein Helikopter-Rundflug bieten ausserdem die Möglichkeit, das Treiben von oben zu erleben. Der Festbetrieb dauert bis in den Sonntagnachmittag hinein an, wo die Verleihung der Tombola-Preise das Gmüesfescht beendet. Das detaillierte Programm und weitere Informationen finden Sie unter: www.gmuesfescht.ch
