Die im Agrarbericht des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) veröffentlichte Univox-Studie zur Schweizer Landwirtschaft zeigt, dass die Schweizer Bevölkerung grundsätzlich der Landwirtschaft gegenüber positiv eingestellt ist und deshalb auch bereit ist, für diese in die Tasche zu greifen. Allerdings erwarten die Schweizerinnen und Schweizer auch einiges von ihren Bauern. Für besonders wichtig erachten sie die Produktion von Nahrungsmitteln, die gesicherte Ernährung in Krisenzeiten sowie eine tierfreundliche Haltung von Nutztieren. In den letzten Jahren gestiegen ist das Bedürfnis nach Sicherheit in Krisenzeiten – sicherlich auch als Folge der Wirtschaftskrise.
Offener gegenüber Freihandel
Überraschend kommt aber vor allem die Einstellungsänderung zum Freihandel im Agrarbereich mit der EU. Schweizer und Schweizerinnen sind immer stärker der Meinung, dass sich die Bauern offenen Grenzen und Märkten stellen müssen. Dominique Kohli, Vizedirektor des Bundesamtes für Landwirtschaft, geht davon aus, dass die Bevölkerung krisenempfindlicher geworden ist und sich deshalb auch Stabilität durch Importe aus den Nachbarländern erhofft. Auch die Preisentwicklung und der vermehrte Einkaufstourismus könnten Einfluss auf die offenere Haltung dem Freihandel gegenüber gehabt haben, vermutet Kohli.
Betriebe nicht mehr gefährdet?
Allerdings erklärt dies nicht, weshalb mittlerweile nur noch 31 Prozent der Befragten die Schweizer Landwirtschaft für gefährdet halten, sollten die Grenzen sich öffnen, während es nur drei Jahre zuvor bei der letzten Univox-Studie noch satte 26 Prozent mehr gewesen waren. Eine Spekulation: Weil sich die Befragten eher zugunsten der Marktöffnung aussprachen, konnten sie nicht gleichzeitig sagen, dass dies die Schweizer Landwirte gefährde. Das nennt sich sozial erwünschtes Antwortverhalten und ist ein bekanntes Phänomen bei Umfragen.
Grosse Unterschiede beim Einkommen
In den letzten zehn Jahren zeigt sich eine ungleiche Einkommensentwicklung in der Landwirtschaft. Betriebe, die ohnehin im obersten Quartil der Einkommen angesiedelt sind, haben weit überdurchschnittlich mehr verdient. Diejenigen im untersten Quartil konnten hingegen nur unterdurchschnittlich zulegen. Ohne ausserlandwirtschaftliches Einkommen hätte sich in diesem Quartil der Verdienst gar halbiert. Generell ist das ausserlandwirtschaftliche Einkommen gestiegen. BLW-Direktor Bernard Lehmann sieht darin vor allem zwei Gründe: Einerseits reiche bei einigen das Einkommen aus der Landwirtschaft nicht aus, weshalb sie andere Wege suchten, um Verdienst zu generieren. Andererseits hätten technische Errungenschaften teils zu Arbeitsentlastungen geführt und damit neue Möglichkeiten für ausserlandwirtschaftliches Einkommen ermöglicht.
Der Agrarbericht des BLW ist unter www.blw.admin.ch abrufbar.
