"Ein 21-Hektar-Ackerbau-Betrieb im Talgebiet wird ab dem Jahr 2002 nicht mehr im Haupterwerb geführt werden können." Diese Aussage stammt von Oliver Malitius von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und Landtechnik Tänikon (FAT). Malitius muss es wissen, er hat in seiner Dissertation für die ETH Zürich mit einem Modell die zukünftige Betriebsentwicklung im schweizerischen Talgebiet simuliert. Einbezogen wurden Faktoren wie Politik, Wirtschaftslage, betriebliche Situation, Entwicklungsmöglichkeiten und technischer Fortschritt.
Schwierige Zeiten für den Ackerbau
Gemäss der Studie müssen alle Betriebe mit sinkenden Einkommen rechnen. "Je grünlandbetonter, desto stabiler bleiben die Einkommen; je mehr Ackerbau, je schlechter wird die Situation aussehen", prognostiziert Malitius. Seine Vorhersagen gehen von der Annahme aus, dass die Betriebe voll auf den technischen Fortschritt setzen und Milchproduzenten beispielsweise "voll auf Milchleistung" gehen.
Ackerbau-Betriebe werden weniger Weizen anbauen und mehr Land brachliegen lassen. Aus arbeitszeitlichen Gründen dürfte der Schweizer Kartoffel-Anbau zwischen 2001 und 2003 zum Erliegen kommen. Am besten sieht die Zukunft noch für die spezialisierten Rindviehmast-Betriebe aus. Hier gibt es gemäss Malitius keinen Zwang zum Nebenerwerb. Auf kombinierten Betrieben, die sowohl Milchvieh halten als auch Ackerbau betreiben, wird die Extensivierung weiter voranschreiten. "Ab dem Jahr 2003 wird es aber auch hier knapp und ein Nebenerwerb drängt sich auf."
Keine Gross-Betriebe zu erwarten
Oliver Malitius hat für sein Modell die Betriebsentwicklung von 561 Testbetrieben in der Zeit zwischen 1979 und 1993 analysiert. Die einzelnen Annahmen für die Zukunft hat er sich "von Experten genehmigen lassen". Er rechnet mit einem durchschnittlichen Strukturwandel von zwei Prozent und einem Flächenzuwachs von drei bis vier Hektaren pro Betrieb. "Auch in zehn Jahren wird ein mittlerer Talbetrieb um die 30 Hektaren Land bewirtschaften", schätzt der Zukunftsexperte.
Zwischen 1979 und 1993 sind 60 % der Testbetriebe in ihrer Grösse stabil geblieben, 14 % sind geschrumpft und rund ein Viertel hat zugelegt. 80 % der Betriebe haben ihre Kuhbestände weder vergrössert noch abgebaut. "In den vergangenen Jahren ist in der Struktur der Schweizer Milchviehhaltung praktisch nichts geschehen", hält Malitius fest. LID