Voller Stolz reicht Thomas Wieland von der Öga-Messeleitung den angereisten Journalisten orangefarbene, mittelgrosse, süsse Peperoni, die auf der Zunge beweisen, dass sie deutlich mehr Geschmack haben als durchschnittliche Supermarkt-Peperoni. Mit dieser Degustation lädt er die Medienvertreter ein, weitere aromastarke Gemüsearten im Zelt "Technologien der Zukunft" zu testen.
Geschmack wird wieder wichtiger
Angekommen im Zelt mit den neuen Züchtungen warten etliche Züchter, die den Gemüsebauern und Gärtnern neue Sorten anpreisen. Unter ihnen ist auch der Holländer Cees Verbree, Verkaufsberater der Firma Seminis. "Seminis Vegetable Seeds, Inc." ist mit mehr als 20 Prozent Marktanteil der weltgrösste Züchter, Produzent und Vermarkter von Saatgut für Früchte und Gemüse.
Verbree sagt, dass nach der Priorisierung von Ertrag und Qualität in der Züchtung nun wieder vermehrt auf Geschmack geachtet werde. Lange hätte man beim Gemüse vorwiegend auf die leichte Mechanisierbarkeit, die Robustheit, gute und sichere Erträge geschaut und den Geschmack diesen Fortschritten ein wenig geopfert.
Geschmackserfassung als Herausforderung
"Die Erfassung des Geschmacks ist aber gar nicht so einfach", sagt Verbree. "Zuerst muss der Gemüsezüchter herausfinden, wo der Geschmack im Gemüse gespeichert wird." Bei den Rüebli sei der Saft hauptsächlicher Geschmacksträger, betont Verbree. Deshalb sei man daran, saftige Rüebli zu selektionieren, die ein gutes Aroma haben, aber auch keine Schwächen bei der Bruchfestigkeit, bei der übrigen Qualität und beim Ertrag aufweisen. Diese Züchtung ist eine aufwändige Angelegenheit, deshalb sind die Gemüsezüchter meist international vernetzt. Seminis, als Firma des amerikanischen Monsanto-Konzerns, arbeitet bei der Weiterentwicklung der Gemüsesorten auch mit der renommierten Universität Wageningen in Holland zusammen.
Wie viel darf Geschmack kosten?
Neben Rüebli, Peperoni und Tomaten sind auch Broccoli am Stand zu finden. Bei den Broccoli bedauert Cees Verbree, dass viele Konsumenten meist die Stängel abschneiden und wegwerfen, obwohl diese oft sehr zart und aromatisch seien. Zur Arbeit der Züchter braucht es offenbar mehr Information, damit die Konsumenten aromatischeres Gemüse erhalten. Die süssen Peperoni seien schon mal im Detailhandel angeboten worden und dann zu wenig gekauft worden, als dass sie sich im Angebot hätten behaupten können. Nicht vergessen werden darf, dass der Preis in den Augen der Käufer auch stimmen muss, damit das Produkt gekauft wird. Wie viel mehr Geschmack kosten darf, müssen Produzenten und Konsumenten gemeinsam definieren.
Leitmesse der Garten-, Obst- und Gemüsebranche
Wenn die Hauptstrasse Bern - Zürich zwischen Kirchberg und Langenthal während drei Tagen umgeleitet wird, dann ist Öga-Zeit. Die grösste schweizerische Fachmesse für den Garten-, Obst- und Gemüsebau versteht sich als Treffpunkt und Impulsgeber für die ganze Branche. Sie findet alle zwei Jahre in Oeschberg-Koppigen BE statt. Die Agenda ist vollbeladen mit Inputs für den Profi. Eine eigene Halle widmet sich den Trends der Zukunft. Dort präsentieren rund 30 Firmen aus dem In- und Ausland eine exklusive Sortenschau mit Neuzüchtungen und neuen Anbauformen. Anstelle eines Kennenlernens der neuen Angebote mittels Prospekten und Papier können die Besucher dieses Jahr erstmals umfassend die neuen Gemüsezüchtungen degustieren - wie Konsumenten das üblicherweise tun. Und das ist auch, was die Branche im Visier hat: Die Bedürfnisse der Konsumenten noch besser erfüllen, ob als Gärtner, Gartenbauer oder Gemüseproduzent.
www.oega.ch

