
Der Schweizer Bauernverband und das Staatssekretariat für Migration werten das erste Jahr des Pilotprojekts "Flüchtlinge als Arbeitskräfte in der Landwirtschaft" als Erfolg. 13 anerkannte Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene absolvierten Arbeits-Einsätze in der Landwirtschaft.
"Wir sind auf bestem Weg, Barrieren und Vorbehalte zu mindern und den Involvierten eine wichtige Botschaft zu vermitteln: Ein solches Arbeitsverhältnis ist möglich und alle profitieren davon", sagte Bauernverbands-Direktor und Nationalrat Jacques Bourgeois vor den Medien in Bern.
Ausbildung zum Agrarpraktiker
Sowohl die Bäuerinnen und Bauern als auch die Flüchtlinge waren mit der Arbeit mehrheitlich zufrieden. So wurde das Arbeitsverhältnis in drei Fällen verlängert und in einem Fall kann ein Eritreer diesen Sommer eine Ausbildung als Agrarpraktiker starten. Für Jacques Bourgeois ist dies die "krönende Erfolgsgeschichte des ersten Jahres."
Dem stimmt Biobauer Markus Ramser aus dem thurgauischen Illhart zu. Bei ihm arbeitet und wohnt der 28-jährige Eritreer. "Das Projekt hat mich nicht mehr losgelassen, nachdem ich davon gehört hatte. Die Flüchtlinge müssen bei uns einen Platz haben", so Ramser. Er ist mit seinem Entscheid zufrieden, habe er doch einen guten und treuen Mitarbeiter gefunden. Ramser verhehlt nicht, dass die Arbeits-Integration viel Arbeit und Betreuung erfordert. "Die harte Arbeit macht schon Mühe", so Ramser. Die Flüchtlinge würden aber auch viel Gutes mit auf den Betrieb bringen.
Schwere Arbeit
Nicht in allen Fällen lief es so gut wie auf dem Hof von Markus Ramser. In drei Fällen musste die Zusammenarbeit abgebrochen werden. In einem Fall trank der Mitarbeitende aus persönlichen Gründen kein Wasser, was im vergangenen Hitzesommer nicht zu verantworten gewesen wäre. In den zwei anderen Fällen zollte die harte Arbeit auf der Scholle ihren Tribut, die Arbeitenden waren der strengen körperlichen Arbeit nicht gewachsen.
Zweites Jahr gut gestartet
Das bewusst klein gehaltene Projekt ist dieses Jahr in die nächste Runde gestartet. 10 Flüchtlinge haben ihre Arbeit aufgenommen, zwei weitere starten im Spätsommer. Beim Bauernverband haben sich 14 Betriebe gemeldet, die 17 Arbeitsplätze anbieten könnten. Nicht überall konnte jemand vermittelt werden.
Komplizierte Vermittlung
Ein Grund für die teils schwierige Vermittlung ist laut Staatssekretär Mario Gattiker der komplexe Ablauf. Das Staatssekretariat betreut keine Flüchtlinge. Es leitet die vom Bauernverband organisierten Betriebs-Anmeldungen an die Kantone weiter, die diese wiederum an die Betreuungsorganisationen leiten. "Diese doch ziemlich umständliche Kette ist schwerfällig, zeitaufwändig und manchmal pannenanfällig", sagt Staatssekretär Gattiker.
Er ist deshalb froh, dass einige Kantone eigene Initiativen entwickelt haben. In Luzern, Zug, Neuenburg, Waadt und Genf wurden gemeinsame Projekte mit den kantonalen Bauernverbänden und den Kantonen entwickelt. Dies vereinfache künftig die Suche nach Betrieben und Teilnehmern, so Gattiker.
Erfahrungen für Zukunft sammeln
Das Ziel des Projektes liege nicht darin, möglichst vielen Flüchtlingen einen Arbeitseinsatz zu verschaffen, betonte Gattiker. Es sei auch kein Beschäftigungsprogramm. "Wir wollen wissen, ob Flüchtlinge im Arbeitsmarkt Landwirtschaft integriert werden können und unter welche Umständen dies gelingt. Zudem wollen wir die Frage beantworten, was es den Flüchtlingen und was es den Betrieben bringt", so der Staatssekretär.
Beide Seiten zufrieden
Dass es beiden etwas bringt, davon sind Bauernverband und Staatssekretariat nach einem Jahr überzeugt. Die Betriebe seien meistens sehr zufrieden gewesen, sagt Jacques Bourgeois: "Einerseits wurde die Arbeit in der geforderten Qualität erledigt. Andererseits wurde die Art, wie sich die Flüchtlinge in Teams und Familie integrierten, gelobt."
Mario Gattiker verweist auf den Nutzen für die Flüchtlinge. "Die Flüchtlinge hatten Freude an ihrer Arbeit, konnten die Sprachkenntnisse festigen und viel lernen." Das Gelernte helfe zusammen mit dem Nachweis, mehrere Monate in der Landwirtschaft gearbeitet zu haben, bei der weiteren Stellensuche.
Aufgrund des positiven ersten Jahres wird das Projekt wie geplant bis 2018 fortgeführt.