LID. Die Dachorganisationen der europäischen Landwirte und Genossenschaften, COPA und COGECA, verurteilten das kürzlich vom amerikanischen Kongress gebilligte Landwirtschaftsgesetz aufs Schärfste. In den letzten fünf Jahren hätten die USA immer wieder dem Freihandel das Wort geredet und die übrigen Länder dazu gedrängt, ihre Stützungsmassnahmen für die Landwirtschaft einzuschränken. Gleichzeitig würden sie selber die Stützung zu Gunsten der eigenen Bauern um ein Vielfaches steigern, zitiert der österreichische Agrarpressedienst AIZ die Präsidenten der beiden Verbände, Gerd Sonnleitner und Marcus Borgström. Die Milliarden Dollar schwere Farm Bill sei ein deutliches Eingeständnis, dass die Landwirtschaft selbst in der marktorientiertesten Gesellschaft, den USA, nicht den Marktkräften überlassen werden könne, sondern dringend eine Agrarpolitik brauche, heisst es weiter. Sowohl für COPA wie für COGECA sei eine Agrarpolitik und ein Agrarhaushalt notwendig. Doch diese Massnahmen dürfe nicht derart handelsverzerrend sein, wie sie die USA jetzt einzuführen gedenke. Die Verbände rechnen mit einer Steigerung der amerikanischen Produktion und mit entsprechend fallenden Preisen am Weltmarkt. Davon sei nicht nur die EU-Landwirtschaft betroffen, sondern vor allem die ärmeren Länder. Bei den WTO-Verhandlungen verlangen Sonnleitner und Borgström von der EU-Delegation, dass diese einen starken Standpunkt einnehmen werden, um das europäische Modell zu verteidigen und Europa und allen anderen Partner faire Handelsbedingungen zu gewährleisten.
Mediendienst Nr. 2566 vom 16. Mai 2002