
LID: Syngenta engagiert sich an der Expo Milano. Warum?
Christoph Mäder: Unser Engagement hat mit dem Thema der Weltausstellung zu tun: "Feeding the Planet, Energy for Life". Das steht im Zentrum dessen, was wir machen. Zudem sind wir Partner des Kantons Basel-Stadt, der einer der Hauptbeteiligten des Städteauftritts im Schweizer Pavillon ist.
Was wollen Sie den Besuchern mitgeben?
Wir wollen zur Diskussion anregen. Wie kann eine stetig wachsende Weltbevölkerung ernährt werden? Wir glauben, dass diese Diskussion intensiver und in breiteren Kreisen geführt werden muss. Dazu möchten wir einen Beitrag leisten.
Zur Person
Christoph Mäder ist seit der Gründung von Syngenta im Jahr 2000 Mitglied der Geschäftsleitung. Der Jurist ist verantwortlich für den Bereich "Recht & Steuern" und Sekretär des Verwaltungsrates. Zuvor war er bei Novartis Crop Protection Leiter von Legal & Public Affairs (1999-2000) und bei der Novartis International AG Senior Corporate Counsel (1992-1998).
Im Zusammenhang mit Ihrem Expo-Engagement wurde Kritik laut. Welche Lehren haben Sie daraus gezogen?
Landwirtschaft ist auf der ganzen Welt ein hochpolitisiertes Thema. Das ist nichts Neues und wird vermutlich auch so bleiben. Wir sind uns eine kontroverse Diskussion gewohnt. Schade würden wir finden, wenn sich Diskussionen auf Ideologien beschränken und ein Dialog über die verschiedensten Lösungsansätze abgeklemmt würde. Unterschiedliche Ansichten zum Thema Landwirtschaft hat es immer schon gegeben und wird es auch weiterhin geben.
Syngenta ist ein global tätiges Unternehmen. Wird die Diskussion um die Landwirtschaft weltweit anders geführt als in der Schweiz?
Die Schweiz kann nicht als Spiegelbild der Weltlandwirtschaft betrachtet werden. Angesichts der speziellen Strukturen in der Schweiz wie den topografischen Verhältnissen, der Wichtigkeit des Landschaftsschutzes und weiteren Faktoren gibt es gewisse Themen, die in der Schweiz anders beurteilt werden als im Rest der Welt. Die Landwirtschaft gibt es schlichtweg nicht. Es gibt verschiedene Landwirtschaften. Was wir hier in der Schweiz als richtig empfinden, dürfen wir nach aussen nicht als die allein seligmachende Wahrheit verkaufen. So einfach ist es nicht.
"Wir sehen derzeit Währungseinflüsse, wie wir sie noch nie gesehen haben."
Ist die Gesellschaft im Süden weniger kritisch eingestellt gegenüber der modernen Landwirtschaft als diejenige im Norden?
Das kann man so nicht sagen. Man muss genauer hinschauen. Es ist sicher so, dass in Westeuropa die Kritik eher grösser ist und die Konsumenten sensibler sind gegenüber gewissen Praktiken in der Landwirtschaft. Es gibt sehr unterschiedliche Konstellationen in den einzelnen Ländern. In Osteuropa gibt es Ansichten über die moderne Landwirtschaft, die sehr deckungsgleich sind mit Ansichten in Argentinien oder Brasilien. Es ist nicht einfach ein Nord-Süd-Gefälle. Generell würde ich aber sagen, dass die westeuropäische Befindlichkeit etwas anders ist als im Rest der Welt.
Was bedeuten solche Mentalitätsunterschiede für Syngenta? Heisst das, dass sich Syngenta aus Ländern, die schwieriger zum Managen sind, zurückzieht?
Syngenta macht heute mehr als 50 Prozent des Umsatzes in Entwicklungs- und Schwellenländern. Das Wachstum der Landwirtschaft wird in den nächsten Jahren im Wesentlichen in diesen Regionen stattfinden. Wir haben keine Wahl, als uns verstärkt diesen Gebieten zuzuwenden, sei das mit der Entwicklung entsprechender Produkte oder bezüglich Distribution und Produktion. Das heisst aber nicht, dass wir uns aus den angestammten Landwirtschaftsgebieten verabschieden werden.
Was erhoffen Sie sich von der Weltausstellung in Mailand generell?
Wenn die Expo dazu beiträgt, dass Diskussionen zum Thema Welternährung in breiten Kreisen geführt werden, wenn Denkanstösse gegeben werden, wäre das Ziel erreicht.
"Wir sind uns eine kontroverse Diskussion gewohnt"
Syngenta hat im ersten Quartal 2015 weniger Umsatz erwirtschaftet. Was sind die Gründe für den Rückgang?
Wir haben in der Weltlandwirtschaft generell eine Reduktion hinnehmen müssen. Auch unsere Konkurrenz musste Umsatzrückgänge verzeichnen. Im Fall von Syngenta hat das zwei Hauptgründe: Wir hatten in den letzten beiden Jahren zwei fantastische Ernten gehabt. Deshalb sind die Commodity-Preise für Agrargüter zurückgegangen. Das Investitionsverhalten der Bauern hat sich dadurch etwas verändert. Denn der Preisdruck hat enorm zugenommen. Der zweite Grund: Wir sind sehr stark in den Entwicklungs- und Schwellenländern aktiv. Wir rapportieren in US-Dollar. Es gibt kaum eine Währung, die gegenüber dem US-Dollar nicht massiv schwächer wurde. Das hat einen enormen Einfluss. Wir sehen derzeit Währungseinflüsse, wie wir sie noch nie gesehen haben.
Monsanto will Syngenta übernehmen
ji. Der Basler Agrokonzern Syngenta, die Nummer eins im globalen Pflanzenschutz, hat von Monsanto, dem weltgrössten Saatgutkonzern, ein Übernahmeangebot erhalten. Monsanto bot 449 Franken pro Aktie, Syngenta hat das Angebot aber abgelehnt. Zuvor sei die Offerte einer eingehenden Prüfung unterzogen worden, teilte Syngenta am Freitagmorgen mit. Das Angebot sei angesichts der guten Zukunftsprognosen zu tief und nicht im besten Interesse von Syngenta sowie der Shareholder und Stakeholder. Zudem würden die Risiken betreffend behördlicher Genehmigungen und öffentlicher Meinung in zahlreichen Staaten von Monsanto unterschätzt, schreibt Syngenta weiter.
Expo Milano 2015
Vom 1. Mai bis 31. Oktober 2015 findet in Mailand die Weltausstellung unter dem Motto "Feeding the Planet, Energy for Life" statt. Auch die Schweiz ist mit einem eigenen Pavillon präsent. Mit Salz, Kaffee, Wasser und Apfelringli gefüllte Türme stehen im Mittelpunkt. Daneben präsentieren sich Nestlé, die Gotthardkantone sowie die Städte Zürich, Genf und Basel. In den Auftritt Basels, der am 2. Mai eröffnet wurde, ist eine Sonderschau von Syngenta integriert, welche die Herausforderungen der Ernährungssicherheit für eine stark wachsende Weltbevölkerung thematisieren soll.