Das Jahr 2000 verlief für die europäischen Schweineproduzenten überwiegend positiv. Dies schreibt die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle ZMP in Bonn in ihrem jüngsten Marktkommentar. Die Bruttoproduktion in der EU sank bei rückläufigem Schweinebestand um 2,7 Prozent auf 204 Millionen Tiere. In Drittländer konnten 1,26 Mio. t Schweinefleisch exportiert werden, fast gleich viel wie im sehr guten Vorjahr. So machte sich der um 25 Prozent geringere Verbrauch innerhalb der EU nicht so stark bemerkbar, die Preise hatten deutlichen Spielraum nach oben: Im Durchschnitt stieg der Produzentenpreis in der Gemeinschaft von 112.5 auf 141.6 Euro (217 Franken) pro 100 kg Schlachtgewicht, was einem Plus von 26 Prozent entspricht.
Die Voraussetzung für eine positive Entwicklung auf dem Schweinemarkt sei für 2001 grundsätzlich gegeben, falls die MKS-Seuche sich nicht im grossen Stil ausbreite, schreibt die ZMP. Nach dem Auftreten von BSE auf dem Kontinent stieg das Interesse der Verbraucher an Schweinefleisch spürbar an, und europaweit stiegen in den ersten Monaten des Jahres die Schweine- und Ferkelpreise stark an. Aufgrund des weiterhin leicht rückläufigen Schweinebestandes in der EU ist für 2001 mit einer etwas geringeren Produktion im Vergleich zum Vorjahr zu rechnen. Expertenschätzungen aus den Mitgliedsländern ergeben, dass die Bruttoeigenproduktion im Jahr 2001 mit 202,5 Mio. Tieren um 0,7 Prozent hinter dem Vorjahreswert zurück bleiben wird.
Mehrproduktion in Dänemark und Spanien
Für Dänemark und Spanien wird eine Ausdehnung der Produktion erwartet. In Dänemark wurden bei der letzten Viehzählung im Januar 2001 6,1 Prozent mehr Schweine als vor einem Jahr gezählt, die Zahl der Zuchtsauen stieg sogar um 7 Prozent. Die Bruttoeigenproduktion Dänemarks dürfte im Jahresdurchschnitt um drei bis vier Pro-zent anwachsen und insbesondere im zweiten und dritten Quartal deutlich höher ausfallen als 2000. Mit einem Anstieg der Schweineproduktion ist auch in Spanien zu rechnen. Der auf Basis von Eurostat-Daten erwartete Zuwachs der Produktion in Höhe von 3,3 Prozent fällt im Vergleich zu früheren Jahren aber nicht mehr ganz so deutlich aus.
Belgien und die Niederlande: Weniger Schweine
In Belgien und den Niederlanden wird im Vergleich zum Vorjahr mit einer geringeren Produktion gerechnet. Der für die Niederlanden prognostizierte Rückgang der Bruttoeigenproduktion fällt mit minus 5 Prozent sogar noch deutlicher aus als 2000. Dies ist die Folge des politischen Willens, die Schweineproduktion zurückzufahren und dafür staatliche Hilfen bereit zu stellen. So wurden bei der letzten Zählung im Dezember abermals deutlich weniger Zuchtsauen gezählt und der Gesamtbestand weiter abgebaut. Die MKS-Krise könnte den Strukturwandel noch beschleunigen und die Produktion sogar stärker sinken lassen als erwünscht. Ähnlich wie in den Niederlanden gestaltet sich die Lage in Belgien. Aufgrund des Gülleüberschusses in den nördlichen Landesteilen hat der belgische Staat rund 1 Mrd. Franken für Schweine-erzeuger als Stilllegungsprämie bereitgestellt. Die Produktion im Jahr 2001 dürfte deshalb besonders im ersten Halbjahr unter dem Vorjahreswert liegen und im Jahresschnitt um 2,4 % zurückgehen.
Produktion in Frankreich und Deutschland stabil
Aus den Ergebnissen der letzten Viehzählung folgert die ZMP, dass in Frankreich und Deutschland die Schwei-neproduktion im Vergleich zum Vorjahr weitgehend unverändert bleibt. In Frankreich wurden Ende des letz-ten Jahres 15,9 Mio. Schweine gehalten, für 2001 ist von einer unveränderten Bruttoeigenproduktion in Höhe von 26,7 Mio. Tieren auszugehen. Die vergleichsweise hohen Preise und eine durch BSE belebte Nachfrage könnten Anreize zur Produktion schaffen, die sich dann aber erst in 2002 auswirken würde. In Deutschland blieben die Bestandszahlen auch im gleichen Rahmen. Die für die weitere Entwicklung wichtige Zahl der Zuchtsauen sank um zwei Prozent gegenüber 1999. An Brutto-eigenproduktion wurden im Jahresschnitt 40,1 Mio. Tiere erwartet, das entspricht einem Rückgang von einem Prozent
Hohe Schweinepreise erwartet
Die Entwicklung der Schlachtschweinepreise in der EU verlief in den ersten Monaten des Jahres 2001 sehr stürmisch. Die Notierungen stiegen von Jahresanfang bis Mitte März in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden um bis zu mehr als 30 Prozent. Mittlerweile haben die Schlachtschweinepreise aufgrund der MKS-Fälle wieder nachgegeben, sie bewegen sich in den meisten Ländern jedoch noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Die weitere Entwicklung wird ganz entscheidend vom Erfolg der MKS-Bekämpfung auf dem Kontinent abhängen. Gelingt die Bekämpfung, so dürften sich die Preise weiterhin deutlich von der Vorjahreslinie abheben. Für das zweite Halbjahr werden von den Experten aus den Mitgliedsländern allerdings tiefere Preise als im ersten Halbjahr erwartet. Im Jahresdurchschnitt könnte sich dann ein Preisplus um die 20 Prozent ergeben.
Gefahr MKS
Falls sich MKS auf dem Kontinent ausbreite, würden schwere Zeiten für den europäischen Schweinemarkt anbrechen, schreibt die ZMP. Zurzeit ist die Ausfuhr von EU-Schweinefleisch in die wichtigsten Abnehmerländer Russland, Japan, USA, Südkorea und andere Staaten blockiert. Damit sind zurzeit mehr als 70 Prozent der Drittlands-Ausfuhren betroffen. Müssten diese Mengen im EU-Markt untergebracht werden, würde das heimische Angebot innerhalb eines Jahres um rund eine Million Tonnen oder 6 Prozent steigen. Ein starker Preisdruck wäre die Folge. Die Preise würden insbesondere in jenen Länder dramatisch sinken, die einen Selbstversorgungsgrad von weit über 100 Prozent aufweisen und stark auf Exporte angewiesen sind: Dänemark und die Niederlanden.