Oskar Roduner ist ein Bauer, dem es gut geht. Das sah man ihm auch an, als er am Dreikönigstag vor versammelter Journalistenschar den Betrieb vorstellte, den er zusammen mit Peter Jegge in Rheinfelden AG leitet. Mit 84,500 Franken im Jahr hat die Familie Roduner ein Einkommen pro Familienarbeitskraft, das weit über dem Durchschnittseinkommen der Schweizer Bauern von gut 30,000 Franken liegt. Der Schweizerische Bauernverband (SBV) war für die traditionelle Neujahrspressekonferenz 2003 auf dem Betrieb von Roduner und Jegge zu Gast.
Nebenerwerb wird wichtiger
Oskar Roduner ist ein untypischer Bauer. Das machte SBV-Direktor Jacques Bourgeois in Rheinfelden klar, als er Ergebnisse aus dem Situationsbericht 2003 vorstellte. Die meisten Bauern verdienen sehr viel weniger und kämpften in den letzten Jahren mit stetig sinkenden Einkommen. Auf vielen Betrieben nahmen Bauer oder Bäuerin oder beide einen Nebenerwerb an, um das fehlende Geld hereinzuholen. Laut dem SBV fliesst so insgesamt rund eine Milliarde Franken aus nichtlandwirtschaftlichen Tätigkeiten auf die Bauernhöfe. Für ihre Produkte erhalten die Bauern rund neun Milliarden Franken. Für die einzelnen Betriebe hat sich das Gesamteinkommen so recht ausgeglichen entwickelt, wie die Berechnungen des SBV zeigen. Dies sei mit ein Grund, weshalb viele Bauern nicht aussteigen würden, erklärte Bourgeois.
Die allgemeine wirtschaftliche Situation ist also mitverantwortlich für den gebremsten Strukturwandel: Von den drei Zukunftsstrategien für Bauernbetriebe – Vergrössern, Nebenerwerb oder Aussteigen –, die der Bauernverband vor einem Jahr vorstellte, vermeiden viele Betriebe in der jetzigen Situation am Arbeitsmarkt das Aussteigen und gehen stattdessen in den Nebenerwerb. Damit aber verunmöglichen sie manchen Berufskollegen das Vergrössern.
Oskar Roduner ist mit seinem Berufsverständnis auch ein typischer Bauer: Er will "produzieren und nicht nur Landschaftsgärtner sein", wie er sagte. Dies obwohl er für seine ökologischen Ausgleichsflächen von Bund und vom Kanton Aargau einen schönen Teil seiner Direktzahlungen erhält. Der SBV-Präsident Hansjörg Walter knüpfte hier an und präsentierte ein heikles Thema: Die Verteilung der Direktzahlungen. Der Bauernverband fordert, dass es für mehr Arbeit auch mehr Direktzahlungen gibt. Es gebe einen "breiten Konsens darüber, dass die Abgeltungen für die gemeinwirtschaftlichen Leistungen sich stärker an deren Kosten und Nutzen orientieren sollen", sagte Walter dazu. Man müsse sich überlegen, welche Mittel für die Ökologie und welche Mittel für die Produktion eingesetzt werden sollen. Eine Ökowiese verursache relativ wenig Arbeit und gebe relativ viel Direktzahlungen. Für einen Liter Milch sei es gerade umgekehrt. Deshalb macht sich der SBV zusammen mit der Dachorganisation der Schweizer Milchproduzenten für eine Milchkuhprämie stark.
Harte Diskussionen sind absehbar
Darüber, wo das Geld für eine solche Prämie eingespart werden soll, wurde schon im letzten Jahr hitzig diskutiert und es wird auch weitere Auseinandersetzungen geben – dessen ist sich auch Walter bewusst: "Wo über Mittelverteilung diskutiert wird, gibt es zwangsläufig Gewinner und Verlierer." Fast widerwillig, so scheint es, nimmt der Bauernverband dabei die Führungsrolle an. Man werde nicht darum herumkommen, in dieser Debatte für einen innerlandwirtschaftlichen Interessenausgleich zu sorgen, sagte Walter.
Er machte auch die Grenzen von Leistungsabgeltungen nach Kosten und Nutzen bewusst. Die Höhe der Direktzahlungen werde letztlich nicht durch Kosten-Nutzen-Rechnungen bestimmt, sondern im politischen Prozess. Gerade deshalb sei es aber wichtig, dass die Höhe der Beiträge für die Bauern eine planbare Grösse sei und nicht je nach Tagesaktualität und Budgetsituation des Bundes änderte.