
Digitalisierung in der Landwirtschaft ist derzeit ein Schlagwort. Seminare, Workshops oder Messen helfen den Landwirtinnen und Landwirten sich zurechtzufinden. Ob Drohnen, Sensoren, Roboter oder neue Verkaufsmöglichkeiten übers Internet, die Digitalisierung hat viele Gesichter.
Um sich über die Chancen zu informieren, besuchte vergangenes Wochenende Bundesrat Johann Schneider-Ammann die Landwirtschaftsmesse in Paris. Mutig und innovativ sein und die Chancen einer digitalisierten Landwirtschaft nutzen, so die Botschaft des Bundesrates an die Bäuerinnen und Bauern. "Wir wollen eine Landwirtschaft ermöglichen, die von der Digitalisierung profitieren kann", so Schneider-Ammann.
Beeindruckt zeigte sich der Bundesrat von der Präsentation des französischen Projekts "La Ferme digitale". Darin haben sich verschiedene Start-Up-Unternehmen zusammengeschlossen, um die Farm der Zukunft zu entwickeln. Die Firmen kommen aus unterschiedlichen Bereiche und haben eine Gemeinsamkeit: Die digitale Landwirtschaft.

Vom Traktor-Verleih bis zur Warenbörse
So hat sich Agriconomie.com zum Ziel gesetzt, alles für die Landwirte anzubieten und das zum besten Preis. Ein riesiger Online-Marktplatz für die Landwirtschaft ist dabei entstanden. Von Dünger über Saatgut bis zu Traktor-Ersatzteilen können die Bäuerinnen und Bauern alles online bestellen.
Den umgekehrten Weg geht Comparateuragricole.com. Auf dieser Plattform können die Landwirte ihr Getreide verkaufen. Nach eigenen Angaben ist es die erste Website, über die Landwirte ihre Ware lastwagenweise verkaufen können. Dabei können sie Preise vergleichen und beim besten Angebot zuschlagen. Über 1'000 Landwirtschaftsbetriebe in Frankreich machen bereits davon Gebrauch.
Auch an den Austausch zwischen den Landwirten wird gedacht. VotreMachine.com hat zum Ziel, die Maschinenkosten zu senken. So können Bauern ihre Landmaschinen an andere Bauern vermieten, wenn sie sie nicht brauchen. So werfen die Maschinen Gewinn ab, statt ungenutzt auf dem Hof zu stehen. Und die Mieter brauchen sich nicht selbst eine Maschine anzuschaffen. Weitere Firmen von "La Ferme digitale" haben sich auf Drohnen oder Feldroboter spezialisiert. Alles in allem sollen damit vernetzte Farmen entstehen, die eine höhere Wettbewerbsfähigkeit aufweisen.
Chancen - aber auch Risiken
Chancen für die Bäuerinnen und Bauern durch die Digitalisierung scheinen damit vorhanden. Sie birgt aber auch Gefahren. So wies Nationalrat Werner Salzmann, Präsident des Schweizerischen Verbandes für Landtechnik (SVLT), darauf hin, dass die Betriebe in der Schweiz deutlich kleiner seien als viele in Frankreich. Gerade für Betriebe, die kaum mehr kostendeckend produzieren können, könnten die zusätzlichen Kosten für die Technologien ein Problem sein. Zudem besteht die Gefahr des "gläsernen Bauern", von dem die Firmen oder Institutionen jeden Schritt wahrnehmen und kennen. Die Big-Data-Diskussion ist auch in der Landwirtschaft längst angelangt.
Schneider-Ammann zum Milchmarkt
Die Produzentenpreise für Milch sind seit längerem auf äusserst tiefem Stand. Bundesrat Johann Schneider-Ammann betonte in Paris, dass er stets in direktem Kontakt mit der Branche sei. Er biete immer Raum für Dialog, um Lösungen zu finden. Staatliche Eingriffe seien aber keine dauerhaften Lösungen, so Schneider-Ammann.
Erfreut zeigte sich der Bundesrat, dass die Käsebranche sich trotz starkem Franken im Ausland gut behaupten kann. Er führt dies auf die Qualität des Schweizer Käses zurück. "Zur Käse-Qualität gehören der Geschmack und die Konsistenz, aber auch die Verpackung. All das macht sie aus.", so Schneider-Ammann. Der Bundesrat zeigte sich überzeugt davon, dass die Käsebranche gegenüber der EU-Konkurrenz noch viel mehr Marktanteile gewinnen kann. Dies in den europäischen Ländern, aber auch in den wachsenden Märkten in Fernost.
