Im Herbst 2009 versank die Schweiz im Zucker, nachdem über drei Jahre hinweg Rekordernten erzielt wurden. Die Zuckerfabriken in Aarberg und Frauenfeld (ZAF) mussten einen Teil des 2009 produzierten Zuckers in externe Lebensmittellager auslagern, weil kein Platz mehr in den betriebseigenen Silos vorhanden war.
Die Produzenten waren gezwungen die Notbremse zu ziehen und weniger Zuckerrüben zu produzieren, zu gross wäre ansonsten die Gefahr gewesen, dass der Zuckerpreis ob des grossen Angebots in den Keller fällt. So verzichteten einige Bauern freiwillig darauf, 2010 Zuckerrüben zu pflanzen, eine lineare Quotenkürzung wurde durchgesetzt und auf die Produktion von Biozucker wurde für diese Saison komplett verzichtet.
Dieses Jahr 220'000 Tonnen Zucker
Die diesjährige Kampagne startete in Aarberg am 30. September, in Frauenfeld ist es am 4. Oktober soweit. Die Auswirkungen der Produktionsdrosselung sind deutlich: Josef Arnold, Direktor der ZAF, erwartet 1,4 Millionen Tonnen Zuckerrüben für die beiden Fabriken. Das entspricht 78,5 Tonnen pro Hektar Anbaufläche. "Wir gehen von einer Produktion von 220'000 Tonnen Zucker aus", sagt Arnold. Das wäre die geringste Menge seit 2006.
2009 wurden noch 1,74 Millionen Tonnen Zuckerrüben angeliefert, aus denen 280'000 Tonnen Zucker hergestellt wurden. 2009 war allerdings eine absolutes Rekordjahr, ein zumindest leichter Rückgang wäre also ohnehin zu erwarten gewesen.
Nicht nur bei der Produktion, auch bei den Lagern zeichnet sich eine Entspannung ab. Diese konnten mittlerweile dank guten Verkäufen weitgehend abgebaut werden. Ob aber die Quoten für die Saison 2011 wieder auf das Niveau von 2009 angehoben werden, wird erst im Dezember nach Abschluss der Kampagne definitiv entschieden.
Zuckerfabriken in Aarberg und Frauenfeld
Die Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld (ZAF) sind das einzige Unternehmen in der Schweiz, das Zuckerrüben verarbeitet. Das Werk in Aarberg wurde bereits 1913 in Betrieb genommen und beschäftigt 180 Mitarbeiter, während der Kampagne von Ende September bis Ende Dezember rund 200. Das Frauenfelder Werk wurde 1963 erstmals in Betrieb genommen. Rund 130 Personen sind im Werk angestellt, während der Kampagne 180. In beiden Werken werden während Erntezeit je rund 8'000 bis 8'500 Tonnen Zuckerrüben pro Tag verarbeitet. Insgesamt stehen Kapazitäten zur Lagerung von 150'000 Tonnen Zucker zur Verfügung. Produziert wird Kristallzucker, Gelierzucker, Melasse, Presschnitzel und in Frauenfeld auch getrocknete Rübenschnitzel.
Schweizer Biozucker wird es 2011 aber wieder geben: Dies hat die Interprofession Zucker, bestehend aus Vertretern der ZAF und des Schweizerischen Verbandes der Zuckerrübenpflanzer, beschlossen. Dies trotz zuletzt schleppendem Absatz und grosser Konkurrenz aus dem Ausland. Bio Suisse sucht derzeit Produzenten für 2011.
