Der Willisauer René Spiess ist vor 20 Jahren aus der Schweiz nach Costa Rica ausgewandert. Mittlerweile ist er seit 12 Jahren Geschäftführer einer Rinderfarm in der Nähe von Ostional auf der Halbinsel Nicoya an der Pazifikküste. Im Gegensatz zu den meisten costaricanischen Viehproduzenten – hauptsächlich seit Generationen geführte Familienbetriebe – ist die Rancho Río Montaña Guanacaste eine Aktiengesellschaft, die zu 100 Prozent einer amerikanischen Familie gehört.
500 Hektar mit Meerblick
Die Farmgrösse beträgt aktuell rund 500 Hektar, davon sind 350 Hektaren offenes Weideland und 150 Hektaren Buschland. „Es ist eine ziemlich hügelige Landschaft, die sich von 10 M.ü.M. bis auf 350 M.ü.M. erstreckt. Die Rindviecher haben auf jeden Fall einen herrlichen Meerblick“, schmunzelt René Spiess. Den Blick geniessen derzeit 564 Tiere, davon 119 Kälber (unter sechs Monate) und 159 Jungtiere (6 bis 30 Monate). Bei den Rindern handelt es sich um Zebus, ein gut ans tropische und subtropische Klima angepasstes Hausrind. Zudem werden auf der Ranch auch 30 Pferde gehalten.
Fünf Monate kein Regen
„Ich verwalte die Farm praktisch seit Beginn“, erzählt Spiess. „Weder ich noch die Investoren kommen aus der Landwirtschaft. Das hatte zur Folge, dass wir Lehrgeld zahlen mussten.“
So kann auf einer Hektare weniger Vieh gehalten werden als erwartet. Der Grund liegt in der langen Trockenzeit: „In der Region fällt fünf Monate lang praktisch kein Regen. Mit dem hier typischen Gras namens Jaragua erträgt eine Hektare gerade mal ein erwachsenes Tier. Wir konnten durch die Anpflanzung anderer Grasssorten das Verhältnis aber verbessern“, so Spiess. Durch die zusätzlichen Investitionen steht das Unternehmen mittlerweile auf soliden Füssen. „Ein Hauptproblem ist aber nach wie vor das Futter, das gerade jetzt, am Ende der Trockenzeit, knapp ist. Wir müssen zusätzliches Weideland mieten und Zusatzstoffe – vor allem Vitamine, die der Boden nur in geringem Masse hergibt – verfüttern.“
Doch nicht nur die klimatischen Bedingungen bereiten dem Geschäftsführer Kopfzerbrechen, auch die Viehpreise stellen ein Problem dar: „Die Preise halten mit der jährlichen Inflation von rund zehn Prozent nicht mit.“ Bis vor einigen Jahren verkaufte die Farm die entwöhnten Kälber auf dem Viehmarkt, weil aber die Preise im Schlachthof etwas besser sind, werden sie mittlerweile auf die Schlachtbank gebracht.
Schwierige Situation für Viehproduzenten
Generell gesehen seien die Viehproduzenten in Costa Rica in einer sehr schlechten Situation, bedauert Spiess. „Subventionen vom Staat gibt es keine und bei immer tieferen Preisen steigen die Kosten für Arbeitskräfte und Produkte für den Unterhalt stetig. Zudem wird es immer schwieriger willige Leute zu finden, welche die harte und relativ schlecht bezahlte Feldarbeit verrichten.“ Das habe zur Folge, dass für viele einheimische Bauern keine Zukunftschancen bestünden, insbesondere weil der Mechanisierungsgrad in den hügeligen Gebieten klein sei. „Das führt dazu, dass viele einheimische Bauern ihr Land verkaufen, womit sie ein mehrfaches erhalten, als der Betrieb ihnen einbringen würde.“ Verkauft wird vor allem an Ausländer – und die nutzen das Land nicht für die Landwirtschaft, sondern für den Tourismus.
Hauptsächlich Bananen und Ananas
ji. Costa Rica ist das politisch stabilste Land Mittelamerikas. Der Staat mit rund 4,5 Millionen Einwohnern ist trotz immer stärker werdendem Tourismus wirtschaftlich noch landwirtschaftlich geprägt. Besonders stark ist die Landwirtschaft im Bereich der Bananen und Ananas, wo Costa Rica mittlerweile zu den weltweit wichtigsten Exporteuren zählt. Ebenfalls bedeutend ist der Anbau von Kakao und Kaffee. Der Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandprodukt lag 2009 bei 8,8 Prozent.

