Die weltweiten Erdölreserven reichen noch für ungefähr 50 Jahre, diejenigen von Erdgas etwa 70 Jahre. Wer eine neue Heizung braucht, ist also gut beraten, sich zu überlegen, welche Alternativen es zu den fossilen Energieträgern gibt. Eine davon ist Holz. Ein riesiges Holzlager hinter dem Haus ist dazu nicht notwendig. Der Anschluss an einen Nahwärmeverbund reicht aus.
Wärme vom Bauernhof
Bei einem Nahwärmeverbund betreibt eine Schreinerei oder ein Landwirt eine Holzenergieheizung. Mit der bei der Verbrennung erzeugten Energie wird Wasser erwärmt, welches dann in unterirdischen Leitungen in die Heizungssyteme der Kunden gelangt. Landwirt Ueli Klötzli aus dem bernischen Utzigen betreibt seit März 2006 zusammen mit drei Berufskollegen eine solche Feuerung. Mit der Energie aus dem Ofen werden zwei Wohngebäude der Klötzlis beheizt, ein Stöckli, ein Dreifamilienhaus, ein Bauernhaus sowie zwei Schulhäuser. In näherer Zukunft soll zudem ein Stall für Mutterschweine an das Wärmeverbundsnetz angeschlossen werden.
Die beiden Schulhäuser sind die wichtigsten Kunden, zusammen beziehen sie fast die Hälfte der produzierten Energie von 200 Kilowattstunden. "Nach anfänglicher Skepsis sind alle Beteiligten sehr zufrieden mit der Holzenergieheizung", sagt Bauer Ueli Klötzli. Und was ihn besonders freut: "Mit den momentanen Ölpreisen können wir durchaus mithalten."
Holz ist nicht nur ein guter, sondern auch ökologischer Wärmespender. (vispix)
Der Aufwand lohnt sich
Das Holz für die Feuerung stammt vorwiegend aus dem Wald der vier beteiligten Landwirte. Zusammen gehört ihnen eine Waldfläche, die etwa so gross ist wie 16 Fussballfelder. Damit die Kunden es immer wohlig warm haben in ihren Wohnstuben, müssen die vier Männer ganz schön hart arbeiten. Bäume müssen gefällt und zusammengeführt werden. Das Hacken der Stämme übernimmt ein Lohnunternehmer. Das Heimführen und Aufbereiten der Holzschnitzel ist dann wieder Aufgabe von Klötzli und seinen Kollegen. Lohnt sich dieser Aufwand? Klötzli findet ja: "Das Holzen konnte rationalisiert werden und meine Familie profitiert von tieferen Heizkosten." Viel Geld lasse sich allerdings nicht verdienen.
Christian Bieri, Experte für Holzenergieheizungen bei der Genossenschaft für leistungsorientiertes Bauen, kennt andere Beispiele: "Zum Teil entwickelt sich die Heizung zu einem sehr guten Nebenerwerb für die Bauern oder wird gar zum wichtigsten Betriebszweig." Im Kanton Bern verkaufen rund 30 Landwirte Wärmeenergie, Tendenz steigend. Ein Nahwärmeverbund macht laut Bieri nur in kleineren, ländlichen Gemeinden Sinn. "Aus ökologischer Sicht ist es nicht sinnvoll, Schnitzel in die Stadt zu karren, um auch dort solche Heizungen zu betreiben."
Investition für lange Zeit
Das ursprünglich aus dem hohen Norden stammende Heizungssystem ist eine kostspielige Angelegenheit. Die Anlage von Klötzli und seinen Kollegen kostete rund 300‘000 Franken. Darin inbegriffen ist der Bau eines Heizungsgebäudes, die unterirdischen Leitungen und der Heizkessel. Obwohl die öffentliche Hand einen Teil der Kosten übernimmt, bleibt für die vier Beteiligten ein recht grosser Betrag übrig. Bieri weiss um die hohen Koste und mahnt deshalb zur Besonnenheit: "Egal, ob es sich um einen Weihnachtsbaumproduzenten oder um einen Milchbauern handelt: Wer sich entschliesst, eine solche Heizung zu bauen, muss sich bewusst sein, dass es sich um eine Investition für 20 bis 30 Jahre handelt."