Der Bundesrat hat in den letzten Jahren die Milchmenge hinaufgeschraubt: Von 100 Prozent (3,2 Millionen Tonnen) im Milchjahr 2000/2001 zuerst um 3 Prozent für das Milchjahr 2001/2002 und dann noch einmal um 1,5 Prozent für das Milchjahr 2002/2003. Mittlerweile – nach einer Milchkrise von historischen Ausmassen und dem Zusammenbruch des grössten Verarbeitungskonzerns – ist der Rückwärtsgang drin: Mitte Dezember hat der Bund auf Antrag der Branche bereits beschlossen, die Milchmenge für das laufende Jahr um 2 Prozent zu reduzieren. Die Menge ist also auf einem Stand von 102,5 Prozent.
Senkung auf 100 Prozent
Und sie soll weiter reduziert werden. Die Milchbranche hat sich in einem "Milchgipfel" vom Mittwoch, 19. März für eine Anpassung der Milchmenge auf 100 Prozent geeinigt. Darüber habe "sehr hoher Konsens" bestanden, sagt Samuel Lüthi, Direktor der Dachorganisation Schweizer Milchproduzenten (SMP).
Der Vorstand der Schweizer Milchproduzenten beschloss am 6. März, den Branchenpartnern eine Senkung der Milchmenge um 3,5 Prozent auf 99 Prozent zu beantragen. Noch im Januar ging die SMP von einer marktgerechten Menge von 100 Prozent aus. Lüthi erklärte, dass mit dieser Milchmenge rund 5’000 Tonnen mehr Magermilchpulver anfielen als wünschbar. Für die Industrie und die Käser wäre aber eine zu starke Senkung der Menge ein Fehler, weil so ein Ausbau der Exportmärkte beziehungsweise die Räumung von Lagern gefährdet wäre.
Der Käserverband Fromarte sah eine Menge von 100,5 Prozent als marktgerecht, hat sich aber auch mit 100 Prozent einverstanden erklärt. Allerdings unter Bedingungen: Man stimme zu, "wenn die Stützungen von Milchpulver nicht so hoch angesetzt werden, dass für zu Pulver verarbeitete Milch ein höherer Preis bezahlt werden kann als für verkäste Milch", sagt Fromarte-Präsident Franz Meier.
Solche Ungleichheiten seien für die Emmentalerbranche zwar ärgerlich, aber kurzfristig nicht zu vermeiden, wenn man im Sinne der ganzen Milchwirtschaft wieder auf gute Wege kommen wolle, findet Lüthi. Die Stützung von Magermilchpulver sei ein entscheidendes Element für den Milchpreis und deshalb im Interesse aller Milchbauern .
Der Milchpreis soll stabil bleiben
Denn dies ist den Milchproduzenten am wichtigsten: Der Milchpreis soll im neuen Milchjahr gleich hoch bleiben, so wie es Emmi-Chef Fritz Wyss im Februar angekündigt hat. Damit dies funktioniert, soll der Beitrag von immerhin 2 Rappen, den die Milchbauern pro Kilogramm Milch in den Stützungsfonds bezahlen, zwar reduziert werden, aber nicht um so viel, wie manche vielleicht erwarten: Nämlich auf 1,5 Rappen. Die Milchbauern werden an der nächsten SMP-Delegiertenversammlung vom 9. April darüber abstimmen müssen. Dieser Betrag sei weiterhin nötig, weil man sonst die Stützung beim Milchpulver senken müsste, sagt Lüthi. Und für die betreffenden Unternehmen, vor allem die Cremo, bedeute eine Senkung der Stützung um 0,1 Rappen eine Milchpreissenkung von 0,5 Rappen bis 1 Rappen. Damit würde eine Preisspirale in Gang gesetzt, der sich andere Milchverarbeiter anschliessen würden.
Der Bundesrat soll nun also auf Antrag der Branche die Milchmenge senken. Doch eigentlich will er ja die Milchmenge ausdehnen bis zur Aufhebung der Kontingentierung im Jahr 2009, für die sich mittlerweile Ständerat und Nationalrat ausgesprochen haben. Wie passt das mit dem Beschluss der Branche zusammen? Für Lüthi ist klar, dass es vorläufig noch um eine Bereinigung der Krise vom letzten Jahr geht. Es sei auch klar, dass der Emmentalersektor noch nicht aus der Krise raus sei. Die Differenzen zwischen dem Milchpreis beim Emmentaler und beim Gruyère könnten aufs nächste Milchjahr bis zu 20 Rappen betragen, prognostiziert Lüthi.