
Der Verband der Waldeigentümer, Waldwirtschaft Schweiz, fordert zusammen mit der Konferenz der kantonalen Forstdirektorinnen und -direktoren vom Bund mehr Geld für den Bau und die Sanierung von Waldstrassen. Der Ständerat hat das Anliegen bereits abgeschmettert. Am 16. September wird sich der Nationalrat im Rahmen der Beratung des Waldgesetzes damit beschäftigen.
Heute unterstützt der Bund die Erschliessung von Schutzwald. Bis 2003 gab es auch Geld für Waldstrassen im Nichtschutzwald. Im Zuge des neuen Finanzausgleichs wurde dies den Kantonen zugeteilt.
Die heutige Situation mit der Unterscheidung von Schutz- und Nichtschutzwaldgebieten habe zu einem Flickenteppich geführt und ganzheitliche Lösungen erschwert, kritisiert der Verband Waldwirtschaft Schweiz, der am 3. September die Medien zu einem Augenschein nach Plaffeien FR einlud. Hier werde seit Jahren ausserhalb der Schutzwälder fast keine Waldpflege mehr durchgeführt – wegen der mangelhaften Erschliessung. Die Folge: Holz bleibe ungenutzt, der Wald überaltere und werde anfällig auf Stürme, Borkenkäfer und Trockenheit.
"Die Mittel der Eigentümer und des Kantons reichen nicht aus für die Erhaltung der Waldstrassen", sagte Walter Schwab, Vorsteher des Amts für Wald, Wild und Fischerei des Kantons Freiburg. Viele Strassen seien alt und nicht für den Einsatz heutiger Forstmaschinen gemacht. "Wir sind in Sorge, dass Holz nicht mehr aus dem Wald geholt werden kann."
Der Kanton Freiburg ist laut Waldwirtschaft Schweiz kein Einzelfall. Weite Teile der Wälder in den Voralpen, Alpen, im Jura und den Südalpen seien ungenügend erschlossen.
Politik soll Zeichen setzen
Um die Erschliessung des Nichtschutzwaldes zu verbessern, seien jährlich rund 8 Mio. Franken nötig, schätzt Waldwirtschaft Schweiz. Man wolle keine Autobahnen bauen, beschwichtigte Max Binder, Präsident Waldwirtschaft Schweiz, die Kritiker. Es gehe um zweckmässige Strassen, die den Einsatz moderner Forstgeräte erlaubten. "So wenig Waldstrassen wie möglich, so viel wie nötig", so Binder. Die Erschliessung der Wälder sei nötig, damit Holz überhaupt geschlagen und der Wald gepflegt werde. Ein bewirtschafteter Wald binde mehr CO2 und sei besser gewappnet für den Klimawandel, mahnte Binder. Eine finanzielle Unterstützung durch den Bund sei auch deshalb angebracht, weil dieser die Holznutzung künftig fördern wolle. "Es braucht ein Zeichen für die Schweizer Holzwirtschaft", appellierte Binder an die Politik. Diese leide derzeit stark unter dem starken Franken.
Unterstützt werden die Waldeigentümer von der Wissenschaft. Laut Martin Ziesak, Dozent an der Fachhochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL), mache es volkswirtschaftlich Sinn, wenn der Bund eine Erschliessung finanziell fördere. Die Kosten für die Holzernte würden sinken, die Wettbewerbsfähigkeit nehme zu. "Die Bereitschaft, Holz zu nutzen, steigt dadurch bei den Eigentümern", so Ziesak. Das sei klima- und energiepolitisch erwünscht. Auch würden weniger Unfälle passieren, weil dank einer besseren Erschliessung moderne Arbeitsverfahren eingesetzt werden könnten.
Mehr Waldstrassen bringen mehr Arbeitsplätze
In der Schweiz gibt es rund 30'500 km Waldstrassen. Nicht alle sind lastwagentauglich. Momentan betragen die jährlichen Kosten für die Waldstrassenförderung (nur Schutzwald) 50 Mio. Franken, wovon 80% von Bund (13 Mio. Fr.) und Kantonen (17 Mio. Fr.) und 20% von Waldbesitzern/Dritten getragen werden. Die Waldwirtschaft erhofft sich von einer verbesserten Walderschliessung:
- Kosteneinsparung bei der Holzernte und Transport
- eine Mehrnutzung von Holz
- zusätzliche Arbeitsplätze
- eine bessere CO2-Bilanz
- weniger Unfälle

