
Maximal 10 Prozent Kraftfutter dürfen Bio Suisse-Bauern heute ihren Wiederkäuern verfüttern. Ab 2022 sind es nur noch 5 Prozent, zudem muss das Futter aus der Schweiz sein und Knospe-Qualität aufweisen. Das haben die Delegierten von Bio Suisse Mitte April an ihrer Delegiertenversammlung beschlossen.
Von der Konkurrenz abheben
Mit diesen strengeren Fütterungsbestimmungen will Bio Suisse die Produktion nachhaltiger und standortgerechter machen sowie die Glaubwürdigkeit stärken. Vorstandsmitglied Christian Butscher betonte mit Verweis auf das Bio Suisse-Regelwerk, dass die Fütterung der Nutztiere die menschliche Ernährung nicht direkt konkurrenzieren dürfe. Landwirt Martin Ott bezeichnete den Entscheid, den Kraftfutter-Einsatz einzuschränken, als überfällig. "Die Kuh hat nie Mehl gefressen, erst in den letzten 50, 60 Jahren hat man damit angefangen." Kathrin Schneider von den "Bärner Bio Bure" betonte, dass es wichtig sei, sich weiterzuentwickeln, damit man sich von den Mitbewerbern abheben könne.
Keine Futter-Importe
Während die Einschränkung des Kraftfutter-Einsatzes unbestritten war, wurde über die Futterherkunft kontrovers diskutiert. Der Vorstand schlug vor, dass ab 2022 nur noch Knospe-Futter aus der Schweiz verfüttert werden dürfe. Die Organisation "Bio Jura" forderte hingegen eine weniger strenge Regelung, welche die Möglichkeit für Futter-Importe offengelassen hätte – blitzte damit aber bei den Delegierten ab. Am Schluss sprachen sie sich nach eingehender Diskussion für 100 Prozent Schweizer Knospe-Futter aus.
Einmal Ja, einmal Stimmfreigabe
Die Delegierten von Bio Suisse haben zur Fair-Food-Initiative der Grünen, die voraussichtlich am 23. September 2018 zur Abstimmung kommt, die Ja-Parole beschlossen. Der Vorstand empfahl Stimmfreigabe. Maya Graf, Co-Präsidentin des Initiativkomitees, freute sich über den Entscheid: Die Initiative sorge für Fairness und verhindere Dumpingpreise auf Kosten von Mensch, Tier und Umwelt.
Umstrittener als die Fair-Food-Initiative war die Initiative für Enährungssouveränität, die unter anderem von Uniterre lanciert wurde. Die Initiative enthalte viele gute Punkte, betonte Bio Suisse-Präsident Urs Brändli. Sie schiesse aber teils deutlich übers Ziel hinaus. Brändli störte sich daran, dass die Initiative verlangt, dass sich der Bund wieder stärker in die Landwirtschaft einmischen soll. "Ich habe absolut keinen Bock auf mehr Staat", sagte Brändli. Rudi Berli von Uniterre mahnte, dass es ein schlechtes Zeichen wäre, würde Bio Suisse ein Nein zur Initiative beschliessen. Schliesslich einigten sich die Delegierten auf Stimmfreigabe.
Fair, nachhaltig, silofrei
Milchbauern und -verarbeiter versuchen zunehmend, ihre Milchprodukte mit Mehrwerten zu versehen. Mit diesen will man sich von Mitbewerbern abheben und bei den Konsumenten punkten. In den letzten Monaten sind diverse Initiativen vorgestellt worden:
Die Migros-Molkerei Elsa hat Pläne bekanntgegeben, wie sie die Milchproduktion nachhaltiger machen will. Bauern müssen neu gewisse Anforderungen - etwa punkto Fütterung und Tierwohl - erfüllen.
Coop hat neu die Eigenmarke "Heumilch" im Sortiment, die mit einer naturnahen Fütterung wirbt: Statt Silofutter fressen Kühe in erster Linie Gras und Heu.
Auch Milchproduzenten sind aktiv geworden. So haben 43 Zürcher Bauern im Dezember 2017 das Label "Di fair Milch Säuliamt" ins Leben gerufen. Dieses garantiert Bauern einen kostendeckenden Preis für ihre Milch. Einen ähnlichen Ansatz verfolgen auch die 9 Milchbauern, die im Februar 2018 das Label "Fair" lanciert haben.