Beerenanbau bietet eine hohe Wertschöpfung pro Flächeneinheit und zieht deshalb immer wieder Neueinsteiger an. Immerhin werden in diesem Bereich 3,7 Prozent des landwirtschaftlichen Endrohertrages auf nur 0,7 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche erwirtschaftet. Allerdings sind die Anforderungen für die Beerenproduktion nicht gering: hohe Investitionen, hoher Arbeitseinsatz, gute Fachkenntnisse und Flexibilität sind nötig.
Hohe Investitionen
Strauchbeeren benötigen als Dauerkulturen hohe Anfangsinvestitionen. Je nach Beerenart muss für das Pflanzmaterial, Gerüste, Tropfbewässerung und anderes mit 3’000 bis 7’000 Franken pro 10 Aren Kulturfläche gerechnet werden. Insbesondere beim Pflanzenmaterial lohnt sich das Sparen nicht, denn die Ertragsausfälle, die durch schlechtes Pflanzenmaterial verursacht werden, sind zu gross. Mit 4’000 bis zu 20’000 Franken schlägt ein allfälliger Witterungsschutz für die gleiche Fläche zu Buche.
Auch der Arbeitsaufwand ist hoch. Die Ernte macht etwa 70 bis 80 Prozent des gesamten Arbeitspensums aus. Dazu kommt die Montage und Demontage der Witterungsschutzsysteme. Beim biologischen Anbau kommt viel Arbeit für die mechanische Unkrautbekämpfung und für die alternative Schädlingsbekämpfung dazu.
Hohes Fachwissen
Für die Sorten- und Pflanzenauswahl ist hohes Fachwissen unerlässlich. Die Sortenauswahl ist breit und verändert sich ständig. Für den Entscheid sind die Marktbedürfnisse und die Qualität des vorhandenen Bodens massgebend. Dabei ist auf geringes Frostrisiko, geringe Windexposition, genügend Sonneneinstrahlung und Niederschläge sowie genügende Nährstoffversorgung zu achten. Alle Beerenarten sind als Flachwurzler auch heikel in bezug auf Wasser- und Nährstoffkonkurrenz durch Unkraut.
Das Pflanzmaterial muss auf das Anbausystem und den Pflanztermin abgestimmt sein. Um gesunde Setzlinge zu erhalten, ist der Produzent auf Vermehrungsbetriebe mit seriösen Kontrollen angewiesen. Leider kommen bei Erdbeeren und Himbeeren Pilz- und Bakterienkrankheiten recht häufig vor; die Zusammenarbeit zwischen Produzenten und Vermehrungsbetrieben ist deshalb auch eine Frage des Vertrauens.
Die nötigen Fachkenntnisse können sich interessierte Neueinsteiger in regionalen Kursen und Beratungen holen. Die kantonalen Fachstellen für Obst oder Beeren geben darüber Auskunft. Auch die "Richtlinien für den erwerbsmässigen Beerenobstanbau" des Schweizerischen Obstverbandes (SOV) und das Merkblatt "Biologischer Erdbeeranbau" des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) liefern hilfreiche Informationen.
Flexibilität
Der erfolgreiche Beerenproduzent muss sich den Absatz sichern und allenfalls Nischen wie Biobeeren und spe-zielle Verwertungen besetzen können. Eine zuverlässige Zusammenarbeit mit dem Handel und gute Qualität ist für den Produzenten sehr wichtig. Dies wiederum ist nur möglich, wenn die Ernte gut organisiert ist: Pflücktermine müssen eingehalten und die Beeren sortiert, sauber abgepackt und bis zum Weitertransport kühl gelagert werden. Die abgelieferten Beeren werden in den Sammelstellen nach den Qualitätskriterien des Obstverbandes oder der Vereinigung schweizerischer biologischer Landbauorganisationen (VSBLO) kontrolliert.