Genau ein Jahr haben Käser und Milchproduzenten benötigt, um den neuen Käse zu entwickeln und den Bonthal-Verband aufzubauen. Im Januar 1999 hatte ein Gedankenaustausch von 10 Käsern zur Idee eines neuen Käses aus dem Emmental geführt. Jetzt ist er da: Der "Bonthal". Mit der Neuentwicklung wollen die Produzenten jetzt die Möglichkeiten des liberalisierten Milchmarktes ausschöpfen. Damit ihre Existenz auch weiterhin gesichert ist, soll der neu geschaffene "Bonthal" eine hohe Wertschöpfung für die Käser und die Milchproduzenten bringen.
Getragen wird das Projekt von 11 Käsereigenossenschaften mit deren Käsern. Die Zusammenarbeit regelt der als Genossenschaft organisierte Bonthal-Verband Emmental. Mit dieser Organisationsform könne einerseits die Weiterentwicklung des Produktes und andererseits die Koordination der Fabrikation gewährleistet werden, ist der Bothal-Verband überzeugt. Durch die Verteilung der Mitglieder über das ganze Emmental sei zudem eine gesunde Strukturentwicklung möglich.
Kontrolle über die Verkaufskanäle
Die neue Käsesorte wollen die Produzenten über die internationale Handelsfirma Selegast AG verkaufen, deren Stimmenmehrheit der Bonthal-Verband besitzt. Damit sei die Kontrolle über die Verkaufskanäle sowie die Preisgestaltung gewährleistet, schreibt der Verband. Mit kurzen Entscheidungswegen könne so rasch auf Kundenbedürfnisse reagiert werden.
In der Käserei Kramershaus in Heimisbach BE verarbeitet Walter Zaugg bereits die gesamte Milchmenge zu "Bonthal". Die Umstellung von zwei weiteren Betrieben ist in Arni und Langnau (Ilfis) geplant, falls die Nachfrage wie erhofft zunimmt. Die Kosten für die Fabrikationsumstellung belaufen sich auf zirka 200,000 bis 250,000 Franken.
Im Mai des vergangenen Jahres hatte der Bonthal-Verband den Handel, die Sortenorganisation für Emmentaler Käse und die Berufsverbände über das Projekt orientiert. Die Sortenorganisation "Emmentaler Switzerland" bestätigte damals dem Bonthal-Verband mündlich, dass die neue Käsespezialität "nicht emmentalerähnlich" sei. Kurz darauf jedoch widerrief sie ihren Entscheid. Trotz der Unsicherheit über den Entscheid der Sortenorganisation entschloss sich der Bonthal-Verband, den neuen Käse zu lancieren. "Der Konsument und nicht eine Sortenorganisation soll über den Erfolg des Bonthals entscheiden", befanden die Produzenten. Inzwischen hat sich aber auch die Sortenorganisation "Emmentaler Switzerland" zugunsten des "Bonthals" entschieden. In Spezialitätengeschäften ist er ab sofort erhältlich. Zwei Grossverteiler haben ebenfalls ihr Interesse angemeldet.
Rein, mild und aromatisch
LID. Der neue "Bonthal" ist ein Halbhartkäse aus Kuhmilch ohne Zusatzstoffe mit einem absoluten Fettgehalt von 26 % bis 27 % (mindestens 45 % in der Trockenmasse). Die Laibe wiegen 12 bis 13 kg und haben einen Durchmesser von etwa 38 cm. Das äussere Aussehen wird vom Bonthal-Verband als "gleichmässige runde Form mit trockener, geschlossener Oberfläche" und
orange-gelber Rinde beschrieben. Die Lochung sei rund bis oval, der Teig "zartweiss bis leicht gelblich". Mit seinem reinen, milden und aromatischen Geschmack und der geschmeidigen, weichen und schnittfesten Konsistenz sei der "Bonthal" als Tafelkäse geeignet.