LID. Das Lausanner Rohstoff-Handelshaus André & Cie hat 1999 schwere Verluste in Lateinamerika und Europa erlitten. Diese Verluste sind gemäss einem Zeitungsinterview der Grund für die am 1. Februar angekündigten Restrukturierungsmassnahmen. Der Restrukturierung fallen 15 Prozent der weltweit 1’500 Stellen zum Opfer. Allein in Lausanne werden 60 der 300 Stellen gestrichen.
Die Gruppe bleibe dieser Strategie treu, bekräftigte deren Generalsekretär Yves Cuendet in einem Interview mit der Westschweizer Tageszeitung "Le Temps" vom 21. Februar. Cuendet kommentierte jedoch die Verluste nicht weiter. Diese belaufen sich gemäss einem vor zwei Wochen vom Westschweizer Magazin "Hebdo" veröffentlichten Bericht auf 285 Mio. Dollar (450 Mio. Franken).
Den grössten Teil – gemäss Hebdo 178 Mio. Dollar – musste André in Italien hinnehmen. Dort habe ein Händler der römischen Partnerfirma Saroc mit festen Termingeschäften "grosse Verluste" beschert, gibt Cuendet zu. Dieser Angestellte und ein Teil seines Teams haben Saroc inzwischen verlassen. Nachdem schliesslich grosse Investitionen in Argentinien für die Verarbeitung von Ölfrüchten getätigt wurden, sah sich André gezwungen, seine Strategie zu überdenken. Die nur begrenzte Rentabilität dieser Tätigkeit rechtfertige die Investition grosser Summen nicht, so Cuendet.
Die Firma ist nun auf der Suche nach einem Partner, um ihr Engagement in diesem industriellen Bereich zu reduzieren. Zur Zeit kontrolliert André die argentinische La Plata Cereal zu 100 Prozent. Die Lausanner Gruppe liess in den letzten Jahren 100 Mio. Dollar in die argentinische Firma einfliessen, die dort fast 500 Personen beschäftigt.
Heute ist André & Cie gemäss Hebdo bei den Banken mit 554 Mio. Dollar verschuldet – bei Eigenmitteln von nur noch 354 Mio. Dollar. Dies lasse doch auf das Vertrauen der traditionellen Gläubiger von André in die Zukunft der Gruppe schliessen, meint Cuendet.
Mediendienst Nr. 2453 vom 24. Februar 2000