"Die Bergregionen wollen kultiviert und nicht nur genutzt werden", sagt die Präsidentin der Schweizer Bergheimat, Biobäuerin Claudia Capaul. Deshalb unterstützt der gemeinnützige Verein seit 30 Jahren Biobäuerinnen und -bauern im Berggebiet. Die rund 200 Biobetriebe, die in der Schweizer Bergheimat zusammengeschlossen sind, tragen dazu bei, dass auch abgelegene Gebiete besiedelt bleiben", heisst es in den Unterlagen zum Jubiläum.
Bauernhöfe als Katastrophenvorsorge
Den Anstoss für die Gründung der Schweizer Bergheimat gab Rudolf Müller, Redaktor von "Sonnseitig leben" und Initiant einer Reformhauskette. Bauernhöfe und abgelegene Weiler wieder zu besiedeln, war für ihn ein geeigneter Weg um kommenden Katastrophen zu trotzen. Sie sollten auch die Grundlage bilden für eine gesunde, einfache Ernährung mit möglichst viel Selbstversorgung. Müller war persönlich bereit, Menschen finanziell zu unterstützen, die verlassene Höfe wieder besiedeln. Um seine Idee breiter abzustützen, lud er Gleichgesinnte auf den 1. Dezember 1973 zur Gründung der Gemeinnützigen Gesellschaft Bergheimat ins Bahnhofbuffet Bern. Diese wurde auch vollzogen und Müller zum ersten Präsidenten gewählt. Die Statuen konnten jedoch erst an der Generalversammlung im Mai 1974 bereinigt werden – nach hitzigen Diskussionen und einem Eklat. Gründungspräsident Müller verabschiedetet sich von seinem Kind, weil er in der Versammlung mit seinen Vorschlägen nicht durchkam.
Die ersten Jahre der Gesellschaft blieben geprägt von Turbulenzen und vielen Wechseln in Präsidium und Sekretariat. In den Achtzigerjahren kam Ruhe in den Verein. Die Bauernhöfe im Berggebiet verloren ihre Funktion als Mittel zu einem Lebensstil und wurden Inhalt der Arbeit der Schweizer Bergheimat.
Claudia Capaul, die den Verein seit 1994 präsidiert, festigte diese Entwicklung. So wurde die Schweizer Bergheimat unter ihrer Leitung 1997 vom Eidg. Justiz- und Polizeidepartement als gemeinnützig anerkannt. Damit kann sie zinslose Darlehen über die Belastungsgrenze hinaus gewähren und so notwendige Investitionen ermöglichen oder zur Entschuldung von Betrieben beitragen. Im gleichen Jahr wurde der Verein Mitglied der Dachorganisation der Biobauern, der Bio Suisse, um aktiv auch in der Biobewegung Schweiz mitzuarbeiten.
Innovativ und idealistisch
Anstelle der einstigen Aussteiger prägen heute innovative, aber immer noch idealistische Bäuerinnen und Bauern die Arbeit der Schweizer Bergheimat. Zum Beispiel Dani Wismer, der den Yak aus Tibet ins Wallis, nach Embd gebracht hat. Das einfache Leben in und mit der Natur bleibt dabei das Anliegen der meisten. Zum Teil ist ein einfacher Lebensstil Voraussetzung, damit der Bauernhof eine Existenz ist. So bei Regina König und Fredy Burckhardt, die in Ohmstal LU mit 2,65 Hektaren Land einen Vollerwerbsbetrieb aufgebaut haben.
Aktuell, dreissig Jahre nach der Gründung, umfasst der Verein über 200 Biobetriebe im Berggebiet und rund 1,200 Mitglieder, Gönnerinnen und Gönner, die diese unterstützen. Durch Mitgliederbeiträge, Spenden und Legate ist in den dreissig Jahren ein Vereinsvermögen von rund einer halben Million Franken zusammengekommen. Zusammen mit rund einer Million Franken Darlehen von Mitgliedern stehen damit 1,5 Mio. Franken für zinslose Darlehen an Biobergbauern zur Verfügung. Zu den Gönnern gehört auch der Fussballer Alex Frei, Neffe von Bergheimat-Geschäftsführer und Biobauer Martin Frei.
Bergheimat-Biobauern im LID: "Der Hasensprung: Auf kleinster Fläche eine ganze Existenz" im LID-Mediendienst Nr. 2625 vom 17. Juli 2003; "Für den Yak ist der westliche Ausläufer des Himalaja die Rotfluh" im LID-Mediendienst Nr. 2321 vom 31 Juli 1997