Als im vergangenen Jahr übermässig viele Kartoffeln geerntet wurden, empfahl die Branche für dieses Jahr eine zehnprozentige Reduktion der Kartoffelanbaufläche. Die Empfehlung fand bei den Kartoffelproduzenten nur teilweise Beachtung: Die Fläche verringerte sich um rund fünf Prozent und betrug in diesem Jahr 16’600 ha. Die gesamte Erntemenge (exkl. Frühkartoffeln) liegt mit 622,000 Tonnen nahe am 96er Wert von 653’000 Tonnen. Allerdings dürfte 1997 die tatsächlich in den Ernährungskanal fliessende Menge (Im Fachjargon Speiseanteil genannt) um 50,000 bis 60,000 Tonnen geringer ausfallen als im letzten Jahr. Die Preise für die Produzenten wurden im Vergleich zum Vorjahr um etwa 10 Prozent gesenkt. Seit diesem Jahr werden die Preise nicht wie in früheren Jahren vom Bundesrat festgelegt, sondern von der Schweizerischen Kartoffelkommission (SKK). Diese besteht aus diversen Vertretern der Kartoffelbranche wie Produzenten, Handel und Verteiler.
Reorganisation auf dem Schweizer Kartoffelmarkt
Die Neuausrichtung der Agrarpolitik hat im Kartoffelsektor bereits zu bedeutenden Änderungen geführt. Wie oben erwähnt hat in diesem Jahr zum erstenmal die SKK die Produzentenpreise festgelegt. Da es bei den Kartoffeln jährlich zu starken Ernteschwankungen kommen kann - eine Mindestanbaufläche zur Sicherstellung der Versorgung aber trotzdem gewährleistet werden soll - unterstützt der Bund in der neuen Kartoffelmarktordnung weiterhin eine bestimmte Lagerhaltung von Saat- und Speisekartoffeln und fördert die Frischverfütterung oder die Verarbeitung von überschüssigen Kartoffeln zu Futtermitteln. Bisher unterstützte der Bund die gesamte Verwertung der Übermengen an Speisekartoffeln, damit diese nicht zur Herstellung von Alkohol verwendet wurden. Bis zum 1. Februar dieses Jahres lag der Vollzug der Massnahmen im Kartoffelbau deshalb auch bei der Eidgenössischen Alkoholverwaltung (EAV). Seit diesem Datum sind die früheren Sektionen Obst und Kartoffeln der EAV aber dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) angegliedert. Neu werden künftig vom BLW nicht mehr die Menge, sondern die finanziellen Mittel begrenzt, die in Form eines Pauschalbetrages möglichst effizient für die Verwertung eingesetzt werden sollen. Schon in diesem Jahr sind die verfügbaren Mittel zur Überschussverwertung bedeutend kleiner als 1996, so dass der Rückbehalt der Produzenten, der zur Deckung der Verwertungskosten verwendet wird, vermutlich in Zukunft über den heutigen zwei Franken pro hundert Kilogramm liegen wird.
Frischverfütterung kostengünstiger als Trocknung
Das BLW hat für die Verwertung von Kartoffelüberschüssen für dieses Jahr einen Betrag von 35 Mio. Franken budgetiert. In der SKK wird entschieden, wieviel für die ökologisch und ökonomisch sinnvolle Frischverfütterung und wieviel für die Trocknung ausgegeben werden soll. Vorgesehen sind 20 Mio. für die Trocknung und 6,5 Mio. Franken für die Frischverfütterung. In Zukunft wird es also noch mehr im Interesse der Kartoffelproduzenten liegen, jene Menge an Kartoffeln zu produzieren, die vom Markt abgenommen werden kann, da er sonst für die Verwertung der Überschüsse noch tiefer in den Sack langen muss.
In Europa weniger Kartoffeln geerntet
Deutschland bleibt auch in diesem Jahr Europas "Kartoffelland Nummer eins". Insgesamt wurden in allen EU-Ländern weniger Kartoffeln von den Feldern geholt als im Vorjahr. In der gesamten EU sind 1997 rund 48 Mio. Tonnen Kartoffeln eingefahren worden, was einem Rückgang von sieben Prozent entspricht. Einzig in Frankreich wurde eine leicht höhere Ernte eingebracht als 1996. In Spanien hingegen konnten die Kartoffelproduzenten nur eine um 18 Prozent geringere Ernte einfahren. In Deutschland nahm die Erntemenge um 12,6 Prozent ab. Massgeblich verantwortlich für den Rückgang in Deutschland sei die Einschränkung der Anbaufläche, berichtete der Landvolk-Pressedienst aus Hannover (D).
Schweizerischen Kartoffelkommission (SKK)
de. Die SKK ist für alle Belange der Kartoffelwirtschaft in der Schweiz zuständig, sofern diese nicht im Rahmen der Vorsorgepolitik des Bundes ausgeführt werden. Zu den zentralen Aufgaben gehören insbesondere die Sicherstellung der Inlandversorgung, die Mithilfe bei der Sortenprüfung, der Verwertung der Marktreserven, der Preisbildung und nach Möglichkeit beim Export von Kartoffeln. In die Zuständigkeit der SKK fällt aber auch eine schlagkräftige Basiswerbung und Produkteinformation sowie die Qualitätsförderung und -überwachung. Die neu gebildete Fachkommission übernimmt die Aufgaben des bisherigen Fachausschusses für die Einfuhr von Speisekartoffeln, und steht den Bundesbehörden in beratender Funktion für Importfragen zur Verfügung. Dieses Gremium befasst sich zudem mit Saatgut, Veredelungsrohstoffen und mit Kartoffelerzeugnissen für die menschliche Ernährung. Der Bereich "Saatgut und Sortenfragen" wurde ebenfalls neu in die SKK integriert. Mit der Vereinigung aller Organisationen unter einem Dach hofft die Branche, künftig Probleme effizient und im Gesamtinteresse der Agrarwirtschaft und der Konsumenten lösen zu können.
Quelle: Landwirtschaftliche Monatszahlen SBV |
Quelle: Landvolk Pressedienst 1997 (*Speiseanteil) |