
Wir alle profitieren von einer guten Infrastruktur, von unserer Kulturlandschaft, den Bergen mit ihren Alpen und Käsereien und erfreuen uns daran. Doch gerade in den ländlichen Räumen, die zu grossem Teil zu den strukturschwachen Regionen der Schweiz zählen, wandern Menschen ab oder entscheiden sich gegen das Weiterführen ihres landwirtschaftlichen Betriebes.
Erschwerte Arbeitsbedingungen und kostenintensive Investitionen sind die grossen Herausforderungen. Genau an diesem Punkt beteiligen sich Bund und Kantone entweder mit À-fonds-perdu-Beiträgen oder zurückzahlbaren, zinsfreien Investitionskrediten. Sie verfolgen Ziele wie die sichere Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln, den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen, die Pflege der Kulturlandschaft und unterstützen die dezentrale Besiedlung des Landes. Für die einzelnen Betriebe bewirken die Strukturverbesserungsmassnahmen eine bessere Betriebsgrundlage, um die Produktionskosten zu senken, und verbessern die Lebens- und Wirtschaftsverhältnisse.
Aber wie lassen sich die Effekte messen und bewerten?
Dies wurde in einer umfassenden Studie mit dem Titel «Regionalwirtschaftliche Bedeutung der Beitragsprojekte der landwirtschaftlichen Strukturverbesserung» betrachtet. Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) hat die Zürcher Unternehmen econcept und Flury Giuliani GmbH beauftragt, die Strukturverbesserungen in der Landwirtschaft zu bewerten. Auf fast 70 Seiten ermittelten sie die Wertschöpfungs- und Beschäftigungswirkungen. Die Daten basieren auf Projekten, die in den Jahren 2017 bis 2019 abgerechnet wurden.
Zu den Zahlen: Nahezu 500 Mio. CHF wurden jährlich für die Projekte generiert, wobei 18% mit À-fonds-perdu-Bundesbeiträgen finanziert wurden. Die Kantone beteiligten sich in vergleichbarem Umfang. Der grösste Finanzierungsanteil von 63 % wird durch die Projektträger/-innen selbst getragen. Bei den Projekten, bei denen der private Nutzen überwiegt, sind die Finanzierungsanteile der Träger wesentlich höher. Zum Beispiel liegt beim Bau von Ökonomiegebäuden der Eigenanteil der Finanzierung bei knapp 80%, während im Wegebau sich die Projektträger und öffentlichen Haushalte die Kosten etwa hälftig untereinander aufteilen.
Die Studie zeigt auf, dass eine Wertschöpfungswirkung von 480 Mio. CHF erzeugt wurde. Das bedeutet: 1 CHF Projektvolumen führt nahezu zu 1 CHF Wertschöpfung.
Mittel bleiben langfristig in Region
Die Mittel werden hauptsächlich für regional bereitgestellte Leistungen von Baugewerbe, wissensintensive Dienstleistungen und Ausrüstungsinvestitionen verwendet. Eindeutiger Effekt: Die hierdurch ausgelöste Wertschöpfung in den Regionen liegt oft sogar über der ursprünglichen Investition. Das heisst, die Mittel können langfristig in der Region gehalten werden und bewirken dabei eine Verbesserung der einzelbetrieblichen und landwirtschaftlichen Strukturen.
63% entfallen auf das Berggebiet, 17% auf den ländlichen Raum. Damit findet der Hauptteil der Wertschöpfung in den strukturschwachen Regionen der Schweiz statt. Eine weitere entscheidende Erkenntnis ist die Betrachtung der Arbeitssituation: Die Strukturverbesserungsprojekte erzeugen eine Beschäftigungswirkung von mindestens 6270 Vollzeitäquivalenten.
Die Beispiele des Stallbaus in Davos (GR) in der Bergzone vier, der Erstellung des Käsereifungslagers der Hohgant-Käsereigenossenschaft (BE) und der Melioration in Diessbach (BE) zeigen nicht nur die Investition in den Aufbau, sondern auch die Folgeinvestitionen daraus wie das Unterhalten der Wege und Gebäude und das Betreiben der Bewässerungssysteme. Fakt ist, dass ohne die finanzielle Unterstützung von Bund und Kanton, diese Massnahmen kaum durchführbar wären.
Jeder investierte Franken wird vor Ort zurückgewonnen
Fazit: Punktlandung! Der Hauptteil der Wertschöpfung fällt innerhalb der Räume an und unterstützt somit vor allem die strukturschwachen Regionen der Schweiz. Jeder investierte Franken wird dort zurückgewonnen, wo er wirken soll. Die Massnahmen wirken sowohl einzelbetrieblich als auch gesamtwirtschaftlich. Gerade in den Bergregionen ist es schwierig, langfristige Wachstumseffekte anzuschieben. Das gelingt mit der finanziellen Unterstützung von Bund und Kantonen und der hohen Eigenleistung der Investoren, vor allem im privatwirtschaftlichen Bereich.
Autorin dieses Dossiers ist Agrarjournalistin Kirsten Müller.