
Zusammenfassung: Jonas Ingold
Um zehn Prozent steigern will die mauritische Regierung mit ihrem Plan die Selbstversorgung auf der Insel. Ausschlaggebend dafür waren unter anderem die Erfahrungen aus dem Jahr 2008, als die Weltmarktpreise massiv anstiegen und damit nicht nur Mauritius in Schwierigkeiten brachten. Mit dem Regierungsprogramm soll die Selbstversorgung von 30 auf 33 Prozent steigen, die Fleischproduktion verdoppelt und die Milchproduktion gar verdreifacht werden. Bisher war der Plan aber auf dem Papier besser als in der Realität. Zwar konnten die pflanzliche und tierische Produktion tatsächlich gesteigert werden, doch weiterhin kann erst zwei Prozent der Milchnachfrage aus dem Inland gedeckt werden. Gründe dafür sind Sparmassnahmen bei geplanten Modellfarmen und überschätzte Milchleistungen der Kühe. Eine staatliche Auditierungsorganisation ortete zudem eine "egoistische Mentalität" der Landwirte, was die Bildung von Genossenschaften verhindere.
Die grösste Bedeutung für die Landwirtschaft Mauritius' hat aber weder die Milch, noch die Fleisch- oder Gemüseproduktion. Zuckerrohr und der damit einhergehende Export ist derjenige Zweig, auf den sich jahrelang praktisch die ganze Landwirtschaft konzentrierte. Immer dann, wenn die Zuckerindustrie gefährdet schien, habe man über eine Diversifizierung nachgedacht, sagt Forscher Ramesh Rajcumar. Sobald es wieder besser lief, habe man das Vorhaben aber rasch vergessen. Doch die Bedingungen haben sich geändert, die Zuckerindustrie macht nur noch zwei Prozent des Bruttoinlandproduktes aus, Finanz- und andere Dienstleistungen sind an ihre Stelle getreten. Zudem ist die Zuckerbranche unter Preisdruck geraten, weil Quotenregelungen ausgelaufen sind, die jahrzehntelang Vorteile gebracht hatten.
Wenn Mauritier einkaufen, so wird stark aufs Geld geachtet. Gerade Importprodukte sind oft teuer und wenn zu Monatsende das Geld ausgeht gibt es vermehrt Reis, Linsen und Bohnen, während Fleisch eher zur Nebensache wird. Auf dem Markt sind die Waren oft mit Fantasiepreisen ausgeschildert und auch wenn man den Preis runterhandelt, bleibt der Einkauf im Supermarkt oft günstiger. Beeinflusst werden die Preise auch von der geographischen Lage des Landes. Steht eine Zyklonwarnung an, steigen die Preise oft sofort auf das Doppelte. Runter gehen sie dann eher langsam. Sowieso müssen die Mauritier im Verhältnis zum Einkommen viel Geld für ihre Lebensmittel ausgeben. Allein 10 Prozent des Einkommens verschlingt teilweise der Kauf von Wasser, wie eine Reportage aus einer Familie in diesem Dossier zeigt.