In der Schweiz ist die Grösse eines Mastbetriebs durch gesetzliche Auflagen begrenzt – im Gegensatz zum Ausland. Das Schweizer Tierschutzgesetz schreibt eine deutlich geringere Besatzdichte vor als beispielsweise die EU. Heute gibt es in der Schweiz rund 1'000 Mastbetriebe für Geflügel. Der grösste Teil der Betriebe hält zwischen 5'000 und 12'000 Tiere.
Bei der BTS und RAUS-Haltung muss der Aussenklimabereich mindestens 20 Prozent der vom Tierschutz vorgeschrieben Stallbodenfläche ausmachen und den Tieren ab dem 22. Lebenstag, ab +8° C täglich zur Verfügung stehen. Bei der RAUS Haltungsart wird den Tieren ab dem 22. Lebenstag zusätzlich zum Aussen-Klimabereich ein täglicher Weideauslauf gesichert. Diese Weidefläche muss eine mit Gräsern und Kräutern bewachsene Grünfläche mit Zufluchtsmöglichkeit (Bäume, Sträucher, Unterstände oder dergleichen) sein. Bei der Bio-Produktion werden die Tiere in kleineren Einheiten und speziellen mobilen Ställen gehalten.
Eine hochwertige Futterzusammensetzung ist nicht nur für Tiere wichtig, sondern auch für die Umwelt, weil dank günstiger Futterverwertung weniger Dünger anfällt. Die Geflügelproduzenten sind Grossabnehmer von inländischem Getreide, was sie zu einem wichtigen Partner für die übrige Landwirtschaft macht. Die Futterkosten machen mehr als die Hälfte der Produktionskosten aus. Obschon das Huhn, im Vergleich zum vegetarischen Rindvieh, ein Allesfresser ist, wurde in der Schweiz schon ab 1996 für Labelprodukte, sowie für den grössten Teil der konventionellen Geflügelproduktion, freiwillig auf die Beimischung von Tiermehl verzichtet. Sie wurden durch pflanzliche Eiweisse ersetzt. Antibiotische Leistungsförderer sind in der Schweiz – im Gegensatz zum Ausland – nicht erlaubt.
Dass die Geflügelmast erfolgreich ist, ist auf die Zucht von extrem schnellwachsenden Rassen zurückzuführen. Die Leistung des heutigen Masthuhns ist gewaltig: Innerhalb von wenigen Wochen wird aus einem 40 Gramm schweren Küken ein 2 Kilogramm schweres Poulet. Um 1 Kilogramm Fleisch anzusetzen, braucht ein Poulet nur 1,8 Kilogramm Futter – deutlich weniger als alle anderen Nutztierarten. Dafür stellt das Mastgeflügel hohe Anforderungen an die Nährstoffkonzentration seines Futters, welches hauptsächlich aus Gerste, Weizen, Mais, Soja und anderen pflanzlichen Eiweissträgern besteht. Ein Mastpoulet nimmt täglich 90 Gramm Kraftfutter zu sich; bis es ausgewachsen ist (das dauert im Schnitt 40 Tage) verzehrt es 3,6 Kilogramm Kraftfutter.
Freilandpoulets wachsen langsamer, sie brauchen nicht nur fünf, sondern mindestens acht bis zwölf Wochen, bis sie schlachtreif sind. Ihr Fleisch ist etwas fester und sie wiegen etwas weniger (1,8 Kilogramm). Für die Freilandmast kommen nur spezielle Züchtungen in Frage und das Mastfutter ist weniger energiereich.
Suppenhühner oder Biogas?
ed. Auch wenn sie für Laien gleich aussehen: Hühner, die Eier legen und Hühner, die gemästet werden sind zweierlei. Während die Mastrassen jedes Körnchen Getreide in pures Fleisch verwandeln, investieren die Legerassen ihre ganze Energie in die Eierproduktion. Nach dem Ableben machen sie auf dem Grill eine dementsprechend schlechte Figur: Sie haben zu wenig Fleisch am Knochen. Bisher hat man die Legehennen deshalb zu Suppenhühnern, Pastetlifüllung und Geflügelfleisch für Saucen oder zu Tierfutter verarbeitet. Doch ab Mitte 2010 sind die beiden grössten Schlachtbetriebe der Schweiz, Micarna und Bell (welche für Migros und Coop produzieren) nicht mehr bereit, die Legehennen zu schlachten. Sie begründen dies damit, dass die ausgedienten Hennen auf ihren Schlachtanlagen nicht ideal verarbeitet werden können und dass die Nachfrage nach Suppenhühnern fehle. So wird den Legenhennenhaltern künftig nicht viel anderes übrig bleiben, als rund 1,7 Millionen ausgediente Eierproduzentinnen in Biogasanlagen zu entsorgen.
7.1 Jedes zweite Poulet wird importiert
Geflügelfleisch liegt weltweit im Trend. Auch im Speiseplan der Schweizer Bevölkerung nimmt es eine immer wichtigere Stellung ein. Geflügelfleisch ist in der Regel fettarm, eiweissreich und leicht verdaulich. Es lässt sich schnell und einfach zubereiten und gut mit anderen Nahrungsmitteln kombinieren. In der Schweiz werden beinahe 90'000 Tonnen Geflügelfleisch konsumiert. Dies entspricht etwa 11 Kilogramm pro Kopf der Bevölkerung oder ca. 18 Prozent des gesamten Fleischkonsums. Geflügelfleisch steht damit nach Schweine- und Rindfleisch an dritter Stelle. Etwas mehr als die Hälfte des in der Schweiz konsumierten Geflügelfleisches wird aus dem Ausland importiert. Während frisches Import-Pouletfleisch vor allem aus Frankreich, Deutschland, Ungarn und Polen stammt, wird gefrorenes Pouletfleisch primär von Brasilien geliefert, derzeit sind das rund 13'000 t. Vermehrt werden nur noch die besonders begehrten Teilstücke, wie Brustfleisch, importiert.
Zum Geflügel zählen nicht nur Poulets, sondern auch Truten, Gänse, Enten und Perlhühner. Allerdings hat Pouletfleisch mit 83 Prozent den Löwenanteil am Geflügelfleischkonsum. Trutenfleisch macht pro Kopf und Jahr nur gerade 1,3 Kilogramm aus und Gänse, Enten und Perlhühner tragen nur gerade 170 Gramm zum Geflügelfleischkonsum bei.
