Die Schweiz braucht Energie. Viel Energie. Im Jahr 2011 waren es laut vorläufiger Statistik 852'330 Terrajoule oder 236'770 Gigawattstunden (GWh). Beinahe die Hälfte davon wurde zum Heizen benötigt, ein gutes Drittel wurde für die Mobilität eingesetzt. Für Kochen, Abwaschmaschine, Kühlschrank und Tiefkühler brauchten die Privathaushalte von Herr und Frau Schweizer beinahe 5'000 GWh Strom. Dagegen nimmt sich der Stromverbrauch der Landwirtschaft von rund 2'900 GWh und der landwirtschaftliche Treibstoffverbrauch von 3'000 GWh fast schon bescheiden aus. Doch es könnte noch weniger sein; viele Sparpotentiale liegen brach. Vor allem aber könnte die Landwirtschaft viel, wenn nicht sogar die ganze Energie, die sie braucht, selbst produzieren.
Doch die verbrauchte Energie ist nur ein Teil der Realität. Zu einer vollständigen Energiebilanz gehört nämlich auch die graue Energie: Jene Energie, die für Futtermittel, Dünger, Gebäude und Maschinen benötigt wird. Der Anteil der grauen Energie macht in der Landwirtschaft rund60% der benötigten Gesamtenergie aus, Strom und Treibstoffe stellen die restlichen 40% dar. Der Energieimport über eingeführte Futtermittel hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Dagegen ist der Energiebedarf für Dünger und Pestizide kontinuierlich gesunken.
Dass der landwirtschaftliche Energieverbrauch in den letzten Jahrzehnten gestiegen ist, ist kein Wunder: Die Bauern bewirtschaften immer grössere Flächen, und das geht nun mal nicht mehr von Hand. Manche Bäuerin und manches Bauernkind mag froh um diese Entwicklung sein, denn die Mechanisierung führte zu einer starken körperlichen Entlastung. Dafür wird das Budget stärker belastet: In den letzten zehn Jahren stiegen die Ausgaben für Strom und Treibstoff in der Landwirtschaft deutlich an.
Ungeachtet dessen hat sich die Energieeffizienz der Landwirtschaft seit den frühen neunziger Jahren nicht verändert. Die Bauern setzen nämlich nicht nur mehr Energie ein, sondern sie holen auch mehr Energie mit ihren Produkten heraus. Oder anders gesagt: Die in den Agrarerzeugnissen enthaltene Energie ist im Gleichschritt mit dem Energieverbrauch gestiegen. Nach wie vor liegt der Faktor für die Energieeffizienz bei 0,4; es werden also durchschnittlich 100 Megajoule pro Hektar eingesetzt um 40 MJ/ha zu erzeugen.
Vom Joule zum Watt
Wenn der Energieverbrauch in Joule angegeben ist, die Leistung dagegen in Kilowatt, wirkt das verwirrend. Dabei ist es ganz einfach: Ein Watt entspricht einem Joule pro Sekunde, eine Kilowattstunde (kWh) hat deshalb 3'600'000 Joule. Von Terrawatt zu Kilowatt kommt man, indem man laufend Nullen anhängt: 1 Terrawatt TW = Tausend Gigawatt GW = 1 Mio. Megawatt MW = 1 Mrd. Kilowatt oder 1 Billion Watt. Eine kWh, das ist die Energie, die ein Energiewandler (z.B. ein Windrad oder ein Sonnenkollektor) mit einer Leistung von tausend Watt in einer Stunde aufnimmt oder abgibt. Mit 1 kWh kann man zum Beispiel 7 Stunden fernsehen, 25 Minuten staubsaugen, 10 Liter Wasser von 20 °C auf 100 °C erhitzen oder mit der Melkmaschine 15 Liter Milch aus dem Euter einer Kuh saugen.
Quellen: Bundesamt für Energie, BFE / Wikipedia / Agridea
