Die Schweizer Landwirtschaft lebt zu einem grossen Teil von, für und mit der Viehhaltung. Dabei sind es vor allem Rinder, die hierzulande in grossem Stil Gras in Milch und Fleisch verwandeln. Wo es Milch gibt, da ist auch Rindfleisch nicht fern, denn im Durchschnitt ist jedes zweite Kalb ein Bullenkalb und somit für die Milchproduktion nicht zu gebrauchen. Würde man alle Kälber am Leben lassen, dann hätte man schon in wenigen Jahren mehr Rindviecher in der Schweiz als Einwohner. Die Fleischproduktion ist eine logische Konsequenz der Tierhaltung. Kein Tier lebt ewig und die Entscheidung zwischen Aufzucht und Mast kommt der Tierzucht zugute: Denn so werden nur die besten Tiere aufgezogen, alle anderen werden zur Fleischproduktion verwendet.
Fleisch ist wertvoll
Alle Tiere müssen einmal sterben – viel wichtiger ist deshalb, dass sie zuvor gut gelebt haben. In diesem Punkt muss sich die Schweiz nichts vorwerfen lassen: Die Tierhaltungsvorschriften sind streng, Tierschutz und artgerechte Haltungsbedingungen werden hierzulande gross geschrieben. Und die Etho-Programme RAUS und BTS erfreuen sich Jahr für Jahr steigender Beliebtheit.
Auch der Fleischkonsum steigt wieder leicht an, wobei die Schweizer mit einem Kilogramm Fleisch pro Person und Woche relativ bescheidene Fleischesser sind: In Amerika wird fast die doppelte Menge konsumiert und auch in Spanien kommt eineinhalbmal so viel Fleisch auf den Tisch. Die Durchschnittseuropäer übertrumpfen die Durchschnittsschweizer um ein Viertel-Kilogramm pro Woche, das heisst sie nehmen pro Jahr fast dreizehn Kilogramm mehr Fleisch zu sich.
Fleisch wird billig
Fleisch gehört zu den bestkontrolliertesten Lebensmitteln: Verschiedene Produktionssysteme garantieren die vollständige Rückverfolgbarkeit. Zahlreiche Kontrollen sorgen dafür, dass die Produktionsvorschriften auch eingehalten werden. Diese Sicherheit hat, zusammen mit der tierfreundlichen Haltung, ihren Preis. Und der ist hoch. Höher als im umliegenden Ausland. Viel höher sogar: Zwischen Deutschland und der Schweiz beträgt der Unterschied zwischen 170 und beinahe 200 Prozent.
Wenn der Freihandel mit der EU zustande kommt, dann kommt der Schweizer Fleischpreis unter Druck. Ein Teil der Fleischproduzenten (vor allem die Schweine- und Geflügelhalter) wird von billigeren Futtermitteln profitieren. Das lässt die Produktionskosten sinken. Noch billiger dürfte Fleisch allerdings vor allem dann werden, wenn es importiert wird. Aus Ländern, die keineswegs dieselben Produktionsstandards haben, die weniger für das Tierwohl tun und in denen das Lohnniveau tiefer ist als in der Schweiz. Bleibt zu hoffen, dass sich die Schweizer Fleischbranche nicht auf einen Preiskampf einlässt, sondern das anstrebt, wofür sie prädestiniert ist: Die Qualitätsführerschaft. Denn dazu hat die Schweizer Fleischwirtschaft tatsächlich die besten Voraussetzungen.