Es waren die Bauern, die die Schweizer Landschaft prägten und es waren die Bauern, die der Biodiversität zu ihrer einzigartigen Vielfalt verhalfen. Auch heute sind es die Bauern, die die vielfältigen Lebensräume pflegen und zu Gunsten der Ökologie auf Maximalerträge in der Tierproduktion und im Pflanzenbau verzichten. Inzwischen werden 98 Prozent der Landwirtschaftlichen Nutzfläche in der Schweiz nach den Vorschriften des ökologischen Leistungsnachweises, des ÖLN, bewirtschaftet. Der ÖLN ist ein Massnahmenpaket mit technischen Vorschriften zur Reduktion von Emissionen und zum sorgfältigen Umgang mit Tieren und dem Boden als Ernährungsgrundlage.
Darüber hinaus schreibt der ÖLN vor, dass die Schweizer Bäuerinnen und Bauern mit einem Teil ihrer Flächen dem Naturschutz unter die Arme greifen müssen: Sie müssen sieben Prozent ihrer Nutzfläche als ökologische Ausgleichsfläche bewirtschaften. Viele Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter tun sogar noch mehr für die Umwelt, indem sie ihre Tiere darüber hinaus auch noch besonders tierfreundlich halten, mehr als den geforderten Anteil ökologischen Ausgleichsflächen pflegen oder nach den Regeln des biologischen Landbaus wirtschaften.
Ökologie - der Wirtschaft zuliebe
Dabei war es nicht primär der Umweltschutzgedanke, der dazu führte, dass der ÖLN als Voraussetzung für den Bezug von Direktzahlungen eingeführt wurden. Sondern die Schweiz suchte nach einer Möglichkeit Exportsubventionen abzubauen und gleichzeitig den Einkommensverlust der Bauern zu kompensieren. Die Ökologisierung der Landwirtschaft tangiert als Begründung für Direktzahlungen keine internationalen Abkommen (GATT) und wird von weiten Teilen der Bevölkerung akzeptiert.
Die Natur hat von diesen Massnahmen profitiert – allerdings sind sich die Fachleute einig, dass noch grosses Verbesserungspotenzial besteht. Nicht alle einmal formulierten Umweltziele wurden erreicht, nicht überall wird das gewünschte Mass an Ökoqualität erzielt. Noch immer sind zahlreiche Tier- und Planzenarten akut gefährdet.
Auch die ökologischen Ausgleichsflächen – das für den Naturschutz wohl bedeutendste Element des ÖLN – geraten unter Druck. Denn der Strukturwandel führt dazu, dass immer weniger Arbeitskräfte für gleich viel Fläche zur Verfügung stehen. Gerade die ökologischen Ausgleichsflächen erfordern jedoch viel (Hand-)Arbeit. Wenn die Arbeitskräfte fehlen, nützen auch die höchsten finanziellen Anreize nichts mehr. Bereits liegen 12 Prozent der Trockenwiesenstandorte brach.
Ökologie versus Energie
Auch von anderer Seite droht der Ökologisierung Gefahr: Die boomende Nachfrage nach nachwachsenden Energieträgern könnte die landwirtschaftliche Produktion in naher Zukunft vollkommen verändern. Die Lebensmittelpreise werden steigen, es könnte sich sogar für Schweizer Bauern plötzlich wieder lohnen, intensiv Nahrungsmittel zu produzieren statt auf Naturschutz zu setzen.