
Heu: Regional grosse Unterschiede
Die Grasernte fiel regional sehr unterschiedlich aus. In den Regionen Jura, Waadt und Schaffhausen war die Grasernte 2019 höher als diejenige 2018. In der Innerschweiz (Luzerner und Nidwaldner Tal- und niedrige Alpenregionen) fiel die Ernte 2019 schlechter aus als im Vorjahr.
Die gute Dürrfutterqualität aufgrund hoher Proteingehalte liefert einen Hinweis auf den frühen Start der Heuernte Ende April/Anfang Mai. Es wurde sowohl in Reinsaaten als auch in Mischungen vermehrt Luzerne angebaut. Die Heuimporte haben sich im Vergleich zu 2018 wieder stabilisiert.
Ein Schädling hält Einzug: Die marmorierte Baumwanze
Die marmorierte Baumwanze wurde bei den Obst- sowie Gemüseproduzenten zu einem nationalen Problem. Gegenüber dem Vorjahr haben sich im Obstbau die Schäden verdoppelt. 2018 lagen sie bei 10%, 2019 sind es bereits 20% und mehr Schadbefall. Besonders betroffen sind Birnenkulturen angrenzend an Häuser, Scheunen oder Siedlungsgebiete.
Im Gemüsebau hat sie dieses Jahr besonders in den Gewächshäusern bei Peperoni, Gurken und Auberginen Schaden angerichtet. Langsam dringt sie auch ins Freiland.
Weil die Klimabedingungen günstig sind, erwarten Obst- sowie Gemüseverband zukünftig mehr Schäden.
Eine chemische Bekämpfung ist zurzeit nicht möglich. Um das Problem in den Griff zu bekommen, braucht es vermutlich kombinierte Strategien mit Einnetzung von Kulturen, bewilligten Pflanzenschutzmitteln oder auch Nützlingen, die aber noch eine Zulassung brauchen. Grosse Hoffnung liegt auf der ebenfalls ursprünglich aus Asien stammenden Samurai-Wespe, die Wanzeneier frisst.
Obst und Beeren: Gute Qualität, schwieriger Markt
Trotz wechselhaften Wetterbedingungen erzielten die Obst- und Beerenproduzenten 2019 ansprechende Mengen.
Tafeläpfel: Ziellagerbestand leicht übertroffen
Der Lagebestand per Ende November kommt mit 58'541 Tonnen über dem angestrebten Ziellagerbestand von 57'000 Tonnen zu liegen, verglichen mit dem Vorjahr aber etwas tiefer. Qualitativ fiel die Ernte 2019 sehr gut aus. Die Abverkäufe haben sich auch im November auf gutem Niveau gehalten. Die Abverkäufe von Tafeläpfeln auf Stufe Gross- und Detailhandel liegen leicht über dem Vorjahres-Index.
Tafelbirnen: Erfreuliche Abverkäufe im November
Die Birnenvorräte per Ende November 2019 liegen mit 10'361 Tonnen höher als 2018 mit 9'191 Tonnen. Den Hauptanteil des Lagerbestandes macht mit 6'397 Tonnen die Sorte Kaiser Alexander aus, gefolgt von Conférence mit 1'818 Tonnen, Gute Luise mit 1'248 Tonnen, anderen Sorten mit 583 Tonnen und Williams mit 315 Tonnen. Positiv ist der gute Abverkauf bei den Tafelbirnen.
Schwieriger Beerenmarkt
Im Vergleich zum Vorjahr konnten mehr Beeren und Kirschen geerntet werden, der Beerenmarkt blieb allerdings angespannt. Die Beerenernte 2019 fiel mit rund 10'209 Tonnen insgesamt gut aus. Wöchentliche Mengenschwankungen aufgrund des wechselhaften Wetters forderten den Markt heraus. Die Haupterntezeit fiel mitten in die Sommerferien, was sich negativ auf den Preis auswirkte. Ausserdem verschärft sich der Wettbewerb zwischen den Beeren: die zollfrei importierten Heidelbeeren konkurrenzieren in den Ladenregalen direkt mit den Schweizer Brombeeren. Trotz sehr guter Zusammenarbeit mit dem Handel und einer Vielzahl von Aktivitäten gelangten nicht alle Beeren zu den Konsumentinnen und Konsumenten und mussten teilweise an die Industrie zurückgeführt werden.
Kirschenproduzenten waren gefordert
Der Blühet war lang, kühl bis frostig und bescherte den Kirschenproduzenten Regen, Schnee und Wind. Es ergab sich dadurch ein erhöhter Aufwand mit dem Schutz der Kirschenanlagen. Die Hitzewelle Ende Juni verzögerte die Reifung just in der Woche, als im Detailhandel die ersten grossen Aktivitäten liefen. Als Sofortmassnahme mussten insgesamt drei Importkontingente freigegeben werden. Ab Woche 28 konnte der Bedarf mit Schweizer Kirschen abgedeckt werden.
Zwetschgen ohne Absatzprobleme
Die Zwetschgensaison 2019 verlief bezüglich Ernte und Vermarktung ohne grössere Probleme. Insgesamt fiel die Ernte jedoch 22% tiefer aus als erwartet. Die Ernte begann zwei Wochen später als 2018 anfangs August und endete bereits in den letzten Septembertagen. Die schwache Ernte ist zurückzuführen auf das Wetter wärhend der Blüte und die Alternanz aufgrund der Rekordernte 2018.
Aprikosen: ein sicherer Wert
Die Aprikosensaison verlief erfolgreich. Zum Saisonstart waren Importkontingente notwendig, ab Mitte Juli deckte die inländische Produktion den ganzen Jahresbedarf ab.
Gemüse: Produktionseinbruch nach gutem Saisonstart
Die Gemüsesaison startete gut, Anfangs wurden Erträge wie im Vorjahr erreicht. Ab Juni rutschte die Gemüseproduktion deutlich unter die Produktionsmenge der vergangenen Jahre, denn wenig Licht und viel Regen gefolgt von einer Hitzeperiode waren dem Wachstum der meisten Gemüsepflanzen nicht zuträglich. Der Import fiel trotzdem tiefer aus als in vorherigen Jahren.
Der Regen im Herbst hat die Karottenernte beträchtlich verzögert. Insgesamt vergrösserte sich die Fläche für Bio-Karotten, gleichzeitig nahm die Fläche für Suisse Garantie-Karotten ab.
Der Lagerbestand von Zwiebeln ist mit Vorjahresmengen vergleichbar. Die Bewässerung und der Krankheitsdruck haben für hohen Aufwand auf Seiten Produktion gesorgt. Aufgrund von Hagelschäden in einigen Regionen kann die Lagerqualität noch nicht abschliessend beurteilt werden. Es wird davon ausgegangen, dass nicht durchgehend Schweizer Ware angeboten werden kann.
Äusserst schwierig gestaltete sich dieses Jahr auch die Tomatenproduktion. Anfänglich entwickelten sich die Mengen ähnlich wie in der Vergangenheit, in der Saisonmitte nahm die Produktion jedoch rapide ab und erholte sich danach nicht mehr. Schuld daran waren die heissen Temperaturen. Das warme Wetter führte zu einer hohen Nachfrage.
Bei der Gurkenproduktion fiel der grosse Peak Anfang bis Mitte Juni aus, aber insgesamt entwickelte sich der Markt ähnlich zu den Vorjahren.
Wein: übliche Menge, gute Qualität
Nach einer ausserordentlich grossen Ernte im Vorjahr können Winzerinnen und Winzer auf ein herausforderndes Weinjahr 2019 mit gewöhnlichen Mengen zurückblicken.
Im Frühling gefährdeten Fröste die Trauben, anschliessend war der Pilzdruck wegen der warmen und feuchten Sommerwitterung besonders stark. Der regenreiche Oktober brachte Herausforderungen bei der Koordination der Ernte.
In den Kantonen Luzern und Aargau fiel die Ernte knapp ein Viertel unter der Menge 2018 aus, im Vergleich zum 10-Jahres-Durchschnitt war die Menge in Luzern normal, in den Kantonen Aargau, Waadt und Wallis etwas kleiner. Aufgrund der langen Reifezeit fallen insbesondere Rotweine aromatisch aus.
Aufgrund der guten Vorjahresernte sind die Weinkeller noch immer voll. Weinbauern forderten Ende November eine Überprüfung der Einfuhrsteuern auf ausländischem Wein.
Tiefe Lagerbestände bei den Kartoffeln
Die diesjährige Ernte liegt gemäss Schätzungen der Branchenorganisation Swisspatat rund 33'000 Tonnen unter der Vorjahresernte bei 414'337 Tonnen. Mit 428 Kilo pro Are konnten etwas weniger Kartoffeln geerntet werden als im Vorjahr (453 kg/Are).
Während der Pflanzung waren die Witterungs- und Bodenbedingungen ideal. Aufgrund des heissen Sommers waren im August viele Bestände noch nicht so weit entwickelt wie in einem normalen Jahr. Daher verzögerte sich die Ernte, und der nasse Oktober war für die Ernte von Industrieware eine zusätzliche Herausforderung.
Bei den Kartoffeln für den Frischkonsum sind die Qualitäten erfreulich mit den üblichen regionalen Unterschieden. Bei der Industrieware führen die generell eher tiefen Stärkegehalte und teilweise Fäulnis dazu, dass die Ernte 2019 nicht die gesamte Nachfrage zu decken vermag.
Nachfrage nach Zucker nicht gedeckt
Dieses Jahr werden in der Schweiz gemäss ersten Schätzungen rund 240'000 Tonnen Zucker einschliesslich Bio produziert. Rund 90 Prozent des konventionellen Zuckers stammt aus Schweizer Rüben. Die Produktion reicht erneut nicht, um die Nachfrage nach Schweizer Zucker zu decken. "Wir werden wieder bedeutende Mengen importieren müssen und wir unternehmen grosse Anstrengungen, um die Anbaufläche in der Schweiz zu stabilisieren", sagt Guido Stäger, CEO der Schweizer Zucker AG.
In den beiden Fabriken in Aarberg und in Frauenfeld sorgte das nasse Herbstwetter zudem für Probleme bei der Verarbeitung. Weil viel Erde an den Rüben haftete, wurden Filter verstopft. Das wirkte sich auf die Tagesleistung der Fabriken aus. Die Verarbeitung verlief in beiden Fabriken über die Weihnachtstage hinaus.
Positiv ausgewirkt hat sich die befristete Hilfe des Bundes, der den Einzelkulturbeitrag um 300 auf 2'100 Franken pro Hektare erhöht und den Mindestgrenzschutz von 7 Franken pro 100 Kilo eingeführt hat. Die Massnahmen des Bundes hätten auf jeden Fall positive Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit der Wertschöpfungskette, so Stäger. So profitieren die Pflanzer zum Beispiel vom erhöhten Einzelkulturbeitrag, auch wenn die Zuckererträge wetterbedingt tief sind.
Optimales Wetter fürs Getreide
Gute Weizenernte
Die Witterung war für das Getreidejahr mehrheitlich gut. Im Herbst 2018 gab es gute Aussaatbedingungen und während der Ernte im Sommer 2019 herrschten beste Bedingungen. Die Ernte weisst dementsprechend eine gute Qualität auf.
Beim Brotweizen fiel die Ernte mit rund 388'000 Tonnen etwas höher aus als im Jahr 2018, blieb jedoch hinter der Rekordernte von 2017 zurück. Auch bei den weiteren Brotgetreidearten wie Dinkel und Roggen wurde mehr eingebracht. Insgesamt liegt die Brotgetreideernte 2019 gemäss den provisorischen Zahlen von Swiss Granum bei 427'724 Tonnen (ohne vom Schweizerischen Getreideproduzentenverband SGPV deklassierte Brotweizenmenge), das sind knapp 9'000 Tonnen mehr als im Vorjahr.
Weiter zu wenig Futtergetreide
Der SGPV hat sich dazu entschieden 22'256 Tonnen Brotweizen zu Futtergetreide zu deklassieren. Die Massnahme wurde getroffen, um einen Preiseinbruch zu verhindern. Die Produktion von Futterweizen war nur leicht höher als 2018. Die Gersten- und insbesondere die Körnermaismengen wurden im Vergleich zum Vorjahr gesteigert. Bei Hafer und Triticale ging sie jedoch zurück. Die gesamte Futtergetreidemenge liegt mit 469'221 Tonnen um gut 30'000 Tonnen über dem Vorjahr, was vor allem auf die deutlich höheren Erträge beim Körnermais zurückzuführen ist. Der Bedarf an inländischem Futtergetreide, namentlich Futterweizen und Körnermais, übersteigt das Angebot jedoch weiterhin deutlich.
Ölsaaten: Raps kann Nachfrage nicht decken
Beim Raps liegt die Erntemenge bei knapp 68'000 Tonnen. Grund für die tiefe Ernte ist laut Swiss Granum einerseits der dieses Jahr hohe Schädlingsdruck. Andererseits wirkten sich die Frostperioden im Frühjahr negativ aus. Zudem war der Raps regional unterschiedlich von Hagel betroffen. Die eingebrachte Menge liegt damit deutlich unter der Vertragsmenge von 93'500 Tonnen. Raps ist derzeit sehr gefragt, weil Unternehmen der Lebensmittel-Industrie zunehmend auf Palmöl verzichten. Für 2020 liegt die Vertragsmenge bereits bei 106'000 Tonnen. Wegen der Steigerung beim Raps muss gleichzeitig die Vertragsmenge bei den Sonnenblumen von 12'800 auf noch 9'700 Tonnen gesenkt werden. Die Sonnenblumen-Ernte liegt dieses Jahr laut Schätzung bei knapp 18'000 Tonnen und damit über dem Vorjahr. Auch bei den Soja-Bohnen lag die geschätzte Erntemenge über dem Vorjahr.

Wald und Forstpersonal im Klimastress
Erneut ein herausforderndes Jahr für die Schweizer Waldeigentümer: Wer hoffte, der Wald würde sich nach den Stürmen und der ausgeprägten Trockenheit von 2018 allmählich erholen, hat sich getäuscht. Die Borkenkäfer haben sich munter weitervermehrt und nicht mehr nur Fichten, sondern auch Tannen, Föhren und Lärchen befallen. Im Frühling 2019 starben in den milderen Lagen unzählige Weisstannen ab - ein neues Phänomen und vermutlich die Folge der Trockenheit vom Vorjahr. Ausgerechnet die Tanne war betroffen, die in der Schweiz als trockenheitsresistente Hoffnungsträgerin gefördert wurde. Im Sommer, der wiederum vielerorts mit Rekordtemperaturen daherkam, ging es dann auch der Buche an den Kragen. Das Wort "Waldsterben" wird geflissentlich vermieden, dem Schweizer Wald geht es jedoch so schlecht wie schon lange nicht mehr, er verändert sich schneller und tiefgreifender als befürchtet.
Landauf, landab und seit Monaten sind die Forstbetriebe und Forstunternehmen mit dem Fällen kranker Bäume und notfallmässigen Aufräumarbeiten beschäftigt. Grosse Schadholzmengen sind angefallen. Wohin damit? Die Lager der Sägereien sind übervoll, die Preise unter Druck.
Um die schwierige Situation zu meistern, haben die Waldeigentümer dieses Jahr auf politischer Ebene verschiedene Unterstützungsmassnehmen seitens Bund und Kantonen gefordert, wie etwa Erleichterungen bei der Errichtung von Rundholzlagern im und ausserhalb des Waldes oder die Förderung von Wiederaufforstungen mit klimafitten Baumarten. Weiter wird von den Kantonen eine sorgfältige Koordination aller Massnahmen erwartet.
Damit der Wald einen Beitrag gegen die Klimaerwärmung leisten kann, sollen die Waldeigentümer motiviert werden, die Waldbewirtschaftung auf eine optimale CO2-Speicherung auszurichten - bei gleichzeitiger Nutzung des klimaneutralen Rohstoffs Holz. Verschiedene Bestrebungen sind im Gang, einen Zertifikatshandel zu Kompensation von CO2-Emissionen mit Waldprojekten zu etablieren (auf freiwilliger Basis). Zudem machen sich die Waldeigentümer bei Revision des CO2-Gesetzes dafür stark, dass die CO2-Senkenleistungen das Waldes künftig finanziell abgegolten werden können.
Text: WaldSchweiz