Die fortschreitende Globalisierung, sich verschärfende Interessenkonflikte auf nationaler und internationaler Ebene sowie eine zunehmende Distanz zwischen städtischer und ländlicher Bevölkerung führen dazu, dass in der Öffentlichkeit immer wieder Fragen über die Aufgaben der Bauern und über die Kosten der Landwirtschaft für den Staat auftauchen. Das vorliegende Dossier greift diese Fragen im ersten Teil auf und zeigt, warum eine funktionierende Landwirtschaft auch in Zukunft für die Schweiz wichtig ist.
Gemäss Bundesverfassung leistet die Landwirtschaft einen Beitrag zur sicheren Versorgung der Bevölkerung, zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und zur Pflege der Kulturlandschaft und zur dezentralen Besiedlung des Landes.
Wie die neusten Ergebnisse der Univox-Umfrage zur Landwirtschaft zeigen, erachten 97 Prozent der Schweizer die Produktion von Lebensmitteln in der Schweiz als wichtig, 62 Prozent gar als sehr wichtig. In einer Schweiz ohne Bauern könnte diesem Bedürfnis nicht mehr entsprochen werden. Die Importe zur Deckung des Nahrungsmittelbedarfs würden zu höheren transportbedingten Kohlendioxid-Emissionen führen. Daneben würde die für die Schweiz charakteristische Landschaft verloren gehen.
1990 versorgte ein Bauer 44 Personen mit Essen und Trinken. 2001 waren es bereits 62 Personen. Die Gesamtproduktivität in der Landwirtschaft hat also massiv zugenommen. Gleichzeitig zur Produktivitätssteigerung hat sich auch die Anzahl Bauernbetriebe von 93,000 (1990) auf etwa 68,000 (2001) reduziert, das entspricht sechs Betriebsaufgaben pro Tag.
Die Landwirtschaft erfüllt Aufgaben, die über die reine Nahrungsmittelproduktion hinausgehen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der Multifunktionalität der Landwirtschaft. Die Bauern erbringen Leistungen im Bereich der Landschaftspflege, der Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und der dezentralen Besiedlung. Beispielsweise profitiert der Schweizer Tourismus in der Höhe von 2,5 Mrd. Franken von der durch die Bauern erstellten Landschaft. Daneben sind die Anstrengungen im Bereich Tierschutz oder Ökologie nicht zu vergessen. Über
95 Prozent der Schweizer Konsumenten erachten die umweltfreundliche und tiergerechte Produktion von Lebensmitteln als wichtig bis sehr wichtig. Diese gemeinwirtschaftlichen Leistungen werden vom Bund durch Direktzahlungen abgegolten.
Die Landwirtschaft kostet den Bund anteilsmässig immer weniger. Im Jahr 2002 wurden für Landwirtschaft und Ernährung 4 Mrd. Franken aufgewendet, das entspricht 8 Prozent des Bundesbudgets. Gemäss den Ergebnissen einer Univox-Umfrage beurteilen
52 Prozent der Schweizer und Schweizerinnen die Agrarpolitik als zu teuer. Mit welchen Massnahmen und in welcher Höhe der Bund die Landwirtschaft unterstützt, wird im zweiten Teil des Dossiers erläutert.
Dossier Nr. 405 Schweizer Landwirtschaft vom 15. September 2004