
"Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung." Dieser berühmte Satz wird dem griechischen Philosophen Heraklit zugeschrieben. Und Heraklit hatte - obwohl seine Philosophien nur in Brüchstücken übermittelt wurden - recht. Denn betrachtet man die Welt vor uns lange genug, zeigt sich Veränderung.
Am Eindrücklichsten sind dabei Bilder der US-Weltraumbehörde NASA, die zeigen, wie sich das Eis am Nordpol in den letzten knapp 30 Jahren zurückgezogen hat. Die Bilder von Gletscherzungen, die früher bis ins Tal reichten und jetzt kaum mehr den Berg bedecken zeugen von einer Veränderung in unserer Umwelt. Wiesen und Weiden im Mittelland weichen den Häusern, den Strassen und den Industriehallen. Im Berggebiet wachsen zuerst Haselstauden, dann Wälder, wo einst das Vieh graste und wo noch viel früher ein Wald stand, der dann gerodet wurde. Das Ökosystem um uns herum verändert sich. Es passt sich den äusseren Umständen an - und wird vermutlich überleben. Charles Darwin nannte das Prinzip survival of the fittest. Wer seine Anpassungsfähigkeit verliert, der verliert auch seine Daseinsberechtigung und wird von der Evolution irgendwann stehengelassen.
Dasselbe Prinzip haben Karl Marx und später Joseph Schumpeter auch auf den Kapitalismus angewandt; sie nannten es aber nicht Evolution, sondern Schöpferische Zerstörung. Die Kernaussage: Setzen sich neue Angebote (in Form von Produkten, Herstellungsweisen oder Distributionsarten) durch, verdrängen sie alte Strukturen und erlauben eine Neuordnung. Von dieser schöpferischen Zerstörung profitieren langfristig gesehen alle Menschen, weil sie laut Daren Acemoglu und James Robinson (Siehe auch "Warum Nationen scheitern - die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut" von Daren Acemoglu, James Robinson) dafür sorgt, dass Volkswirtschaften den Anschluss an den Rest der Welt nicht verlieren. Wandel ist in diesem Sinne nicht nur der Wunsch nach Neuem, sondern schlichte Notwendigkeit.
Und es ist diese schöpferische Zerstörung, die neue Firmen, neue Produkte und neue Dienstleistungen hervorbringt oder mindestens dafür sorgt, dass bestehende Prozesse überdacht und neu konzipiert werden. Im Management-Jargon spricht man dann zwar eher von einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Auch diese Verbesserungsprozesse sorgen für Wandel, für die Umverteilung von Ressourcen und für die Anpassung von Abläufen. Denn auch hier gilt: "Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung".
Das Swiss Agro Forum
Beim Swiss Agro Forum steht dieses Jahr "Change Management" im Fokus. Ein gezieltes Change Management hilft, Chancen zu nutzen und Gefahren zu erkennen. Am Swiss Agro Forum wird aufgezeigt, wie Veränderungsprozesse erfolgreich umgesetzt werden können.
Zu Gast sind Migros-Präsidentin Ursula Nold, Valora-VR-Präsident Franz Julen, Fenaco-Chef Martin Keller, Führungskräfte-Trainer Jörg Neumann und Alain Kappeler, Geschäftsführer der Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz.
Das Swiss Agro Forum findet am Freitag, 13. September 2019 im Feusi Bildungszentrum Bern statt. Alle Informationen dazu gibt es unter www.swissagroforum.ch.
Der LID ist Medienpartner des Forums.
Für die Beschreibung von Veränderungsprozessen gibt es verschiedene Modelle, die mehr oder weniger komplex sind. Es reicht jedoch aus, zu wissen, dass im Wesentlichen fünf Phasen einen Veränderungsprozess bestimmen:
- Schock und Abwehr: Das ist vor und kurz nachdem die gewünschte Veränderung kommuniziert wird.
- Einsicht und Frustration: Nach einer Weile (das können Minuten, Stunden oder Tage bzw. Wochen sein) kommen die Betroffenen meist zur Einsicht, dass eine Veränderung notwendig ist. Nicht selten wird diese Einsicht von Frustration und Wut darüber begleitet, dass man von als gut wahrgenommenen Prozessen und Gewohnheiten Abschied nehmen muss.
- Tal der Tränen: Bevor die neuen Prozesse und Ideen umgesetzt werden können, geht es noch einmal so richtig abwärts, in das Tal der Tränen (manche sagen dem auch Trauerbauch). Hier schlägt die Erkenntnis, dass Weitermachen wie bisher keine Option ist, noch einmal richtig durch. Je kürzer diese Phase ist, umso schneller werden die Kräfte für den Aufbau der neuen Ideen frei.
- Öffnen für Neues: Schrittweise öffnen sich die Betroffenen wieder. Erste zaghafte Gehversuche, um mit den neuen Gegebenheiten klarzukommen.
- Integration: Die neue Situation ist normal, akzeptiert und die Leistungsfähigkeit des Teams bzw. der Unternehmung ist gestiegen.
Diese Veränderungsprozesse können - je nach Umfang und Wirkung - wenige Tage bis hin zu mehreren Jahren dauern. Ausserdem durchschreiten sie alle Akteure unterschiedlich schnell und durchaus mehrmals hintereinander, jedoch zu verschiedenen Themenbereichen und Fragen.
Change Management kurz erklärt
Das Organisieren und Ausrichten von Veränderungsprozessen kann im weitesten Sinne als Change-Management verstanden werden. Aus der Perspektive der Führung geht es dabei im Wesentlichen darum, die Mitarbeitenden durch die verschiedenen emotionalen Phasen einer Veränderung zu begleiten - am besten natürlich so, dass die ganze Belegschaft beim Abschluss des Prozesses auf einem neuen Niveau ankommt und leistungsfähig ist.
*Der Autor hilft beim Swiss Agro Forum in der Kommunikation und ist stv. Chefredaktor der Bauernzeitung.