9.1 Pferde
Während Pferde früher vor allem als Arbeitstiere oder in der Armee im Einsatz waren, werden sie heute fast nur noch als Sport- und Freizeittiere gehalten. Das beeinflusst auch die Beziehung zum Tier: Viele Reiterinnen und Reiter möchten kein Pferdefleisch essen. Dabei werden Pferde in der Schweiz weder gemästet noch zur Fleischproduktion gezüchtet. Der aktuelle Fleischpreis deckt nicht einmal die Aufzuchtkosten. Pferdefleisch fällt hierzulande lediglich bei der Selektion von Zuchttieren an: Schliesslich soll nur mit den besten Tiere weitergezüchtet werden. In der Westschweiz wird mehr Pferdefleisch gegessen als in der übrigen Schweiz. Gesamthaft gesehen ist der Konsum mit 680 Gramm pro Kopf und Jahr nicht sehr gross; in den letzten Jahren aber stets ein wenig gestiegen, während der Inlandanteil von 17 Prozent im Jahr 1995 auf 7 Prozent im Jahr 2008 gesunken ist. Importiert werden vor allem Edelstücke.
9.2 Ziegen
Ziegen werden in der Schweiz vorwiegend zur Milchproduktion gehalten. Ziegenkäse ist eine Spezialität mit Wachstumspotenzial. Heute werden in der Schweiz rund 80'000 Ziegen gehalten, die Bestände sind in den letzten Jahren stets ein wenig gestiegen. Die Produktion von Ziegenfleisch ist vor allem ein Koppelprodukt der Ziegenmilchproduktion. Letztes Jahr wurden hierzulande 733 t Ziegenfleisch konsumiert, das macht pro Kopf 90 Gramm aus, nur die Hälfte davon stammte aus einheimischer Produktion. Im Verkauf wird fast ausschliesslich Gitzifleisch angeboten, also Fleisch von 6 bis 8 Wochen alten Tieren, die ausschliesslich mit Milch ernährt wurden. Gitzifleisch ist fast nur an Ostern gefragt. Aus älteren Tieren werden Würste und Trockenfleisch hergestellt.
9.3 Wild
Wild ist ein Sammelbegriff für alle wild lebenden Tiere wie Hirsche, Rehe, Wildschweine, Fasane und so weiter. Allerdings fallen auch jene Tiere unter den Wildbegriff, die in Gehege gehalten werden. In der Schweiz sind das rund 10'000 Hirsche auf 500 Betrieben, die meistens zum Damwild gehören (ca. 90 Prozent). Daneben werden Rothirsche, Sikahirsche und vereinzelt einige Wapitihirsche gehalten.
Gehegewild ist in der Regel nicht älter als ein Jahr, entsprechend zart ist das Fleisch. Es muss deshalb auch nicht unbedingt in eine Beize eingelegt werden. Letztes Jahr wurden pro Kopf und Jahr 620 Gramm Wildfleisch in der Schweiz verzehrt, 80 Prozent davon stammte aus dem Ausland, 19 Prozent aus der einheimischen Jagd und etwa 1 Prozent aus der Gehegehaltung.
9.4 Kaninchen
Die Nachfrage nach Kaninchenfleisch aus Schweizer Produktion ist stark gestiegen, sie kann derzeit nicht gedeckt werden. Dass hängt mit der Berichterstattung über die Haltungsbedingungen in anderen Ländern wie Ungarn oder China zusammen, wo die Kaninchenmast alles andere als tiergerecht ist. Weil die Nachfrage gross, der Import jedoch geschrumpft ist, investieren derzeit viele Bauern in den Aufbau einer tierfreundlichen Kaninchenmast. Wie lange die Nachfrage nach
Schweizer Kaninchenfleisch boomt, ist jedoch ungewiss. Früher oder später könnte wieder der Preis dominieren. Wenn die Kaninchenmäster in anderen Ländern ihre Mastanlagen ein wenig verbessert haben, werden sie vermutlich trotzdem noch billiger produzieren als die Produzenten im Hochlohnland Schweiz.
Kaninchen sind reine Pflanzenfresser, sie nehmen die Nahrung über den ganzen Tag verteilt in rund 30 Portionen auf. Bei der kommerziellen Kaninchenmast werden zur Fütterung Getreidewürfel aus verschiedenen Getreide und Grassorten verwendet, zusätzlich wird Heu angeboten. Ein weibliches Kaninchen, die Zibbe, kann bis zu achtmal jährlich tragen und pro Wurf acht bis neun Jungtiere bringen. Die Jungtiere bleiben rund 30 Tage bei der Mutter, werden dann abgesetzt und in acht Wochen in Gruppen von 10 bis 40 Tieren ausgemästet. Schweizweit werden pro Kopf und Jahr 300 Gramm Kaninchenfleisch konsumiert, davon wurden seither mehr als 70 Prozent importiert.
9.5 Andere Fleischarten
Es gibt noch zahlreiche andere Fleischarten, die in der Schweiz produziert werden. Erwähnenswert sind z.B. die Neuweltkameliden. Viele Lamas und Alpakas haben sich als Kuscheltiere einen Platz im Herzen ihrer Halter erobert. Doch längst nicht mit allen rund 3'000 in der Schweiz lebenden Tieren kann weiter gezüchtet werden. So kommt es, dass inzwischen auch Lama- und Alpakafleisch auf den Markt kommt. Das Fleisch soll sehr schmackhaft sein und einen tiefen Cholesteringehalt haben.
