Der ÖLN selbst steht bei der aktuellen Agrarpolitik nicht zur Diskussion, auch wenn ein paar Rahmenbedingungen geändert werden sollen. So soll die Administration vereinfacht werden; zum Beispiel indem die Nährstoffbilanz nur noch von Betrieben mit hohem Tierbesatz oder grosser Nährstoffzufuhr gerechnet werden muss. Auch eine einfachere Berechnung für die Fruchtfolge ist vorgesehen. Statt Ausnahmebewilligungen für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln soll es inskünftig obligatorische Gewässerschutzstreifen geben – die dann auch noch gleich als ökologische Ausgleichsflächen angerechnet werden können. Negative oder gravierende Auswirkungen für die Ökologie sind von diesen Massnahmen nicht zu erwarten – positive auch nicht.
Dennoch gehen die Verfasser des Berichts zur AP 2011 davon aus, dass sich die AP 2011 positiv auf die Umwelt auswirken wird. Denn sie rechnen damit, dass nicht nur die Zahl der Bauernbetriebe, sondern auch die Zahl der Nutztiere sinkt, dass somit weniger Hofdünger anfällt und dank dem neuen Programm für "nachhaltige Ressourcenutzung" die Stickstoff- und Phosphoreffizienz steigt.
6.1 Tiefere Produktepreise – tiefere Beiträge?
Freihandelsabkommen – mit welchen Ländern auch immer – werden auch in Zukunft weiter auf die Preise drücken. Wenn sich mit landwirtschaftlichen Produkten immer weniger verdienen lässt, könnte die Bewirtschaftung von ökologischen Ausgleichsflächen und Ökoqualitäts- und Vernetzungsprojekte attraktiver werden. Allerdings nur, wenn nicht umgesetzt wird, was der Verfasser des Berichts über "Agrarökologie und Tierwohl 1994 bis 2005" zu Handen des BLW empfiehlt. Er ist nämlich der Meinung dass "im Umfeld rückläufiger Preise eine Kürzung der Beiträge (für ökologischen Ausgleichsflächen) ohne negative Beteiligungseffekte möglich wäre", denn "schliesslich wird ja auch der Mindererlös der extensiven Produktion kleiner." Oder anders ausgedrückt: Wenn die Bauern mit ihren Produkten immer weniger verdienen, dann kann man ihnen auch die Beiträge für die ökologischen Leistungen kürzen. Dabei waren diese Beiträge ursprünglich dazu gedacht, das landwirtschaftliche Einkommen zu stützen, indem die sinkenden Produkterlöse damit kompensiert werden. Bitter klingt es in den Ohren der Bauern auch, wenn solch ein Berichtverfasser findet, dass man die Beiträge kürzen könne, weil die Bauern "teilweise für Leistungen entschädigt werden, die sie bereits vor der Einführung der Ökobeiträge erbracht hatten."
Tatsächlich überlegt man beim BLW derzeit, die Beiträge für wenig intensive Wiesen zu senken. Eine entsprechende Regelung ist in Vorbereitung und wird diesen Sommer in Anhörung gehen. Gleichzeitig ist eine Erhöhung der Beiträge für ökologische Qualität vorgesehen. Die ÖQV-Qualitätsbeiträge gibt es nicht für alle Ökoflächen, sondern nur für extensive und wenig intensive Wiesen, Streueflächen, Hochstammbäume und Hecken. Neu sollen ab 2008 extensive Weiden dazukommen. Weg von pauschalen Zahlungen, hin zu mehr Ökoqualität lautet das Credo, welches auch von Umweltschutzkreisen begrüsst wird.
6.2 Weniger Bauern – weniger Zeit für Ökomassnahmen
Auch in Zukunft werden viele Bauern ihre Stalltüren für immer schliessen. Der Strukturwandel ist politisch erwünscht und er findet statt. Je grösser der finanzielle Druck, desto schneller werden vor allem die kleinen Betriebe verschwinden. Für den Naturschutz ist das ein Nachteil. Nicht nur weil die kleinen Betriebe prozentual mehr ökologische Ausgleichsfläche haben. Sondern auch weil weniger, aber grössere Betriebe pro Flächeneinheit weniger Zeit zur Verfügung haben. Doch gerade für die Pflege von Ökoflächen braucht es Zeit, diese Arbeit kann kaum rationalisiert werden. Oft muss diese Arbeit sogar von Hand oder mit kleinen Maschinen an steilen Hängen oder auf sumpfigen Flächen ausgeführt werden. Wenn der Landwirtschaft wegen des Strukturwandels die Arbeitskräfte fehlen, dann nützen auch finanzielle Anreize nichts mehr, dann wird die Bewirtschaftung aufgegeben, das Land vergandet, verwaldet – die Biodiversität nimmt ab.