Wirksame und nachhaltige Kostensenkungeneffekte sind in der Milchverarbeitung nur mit einer Bereinigung der derzeitigen Käsereistruktur zu erzielen. Davon ist Emil Steingruber von der ES Agro Consulting (siehe Kasten) überzeugt, der Käsereien bei Zusammenschlüssen berät. Können diese Kostensenkungseffekte nicht realisiert werden, droht den Verarbeitungbetrieben der Verlust des Rohstoffes, weil die Milchproduzenten entweder auf Silomilch umsteigen oder ihre Milch dort verkaufen, wo sie den besten Milchpreis lösen. Sowohl der Wettbewerbsdruck der Märkte als auch das steigende Kapital- und Haftungsrisiko zwingen die gewerblichen Milchverarbeiter (Milchkäufer und Genossenschaften) auf folgenden zwei Ebenen schnell aktiv zu werden:
Ebene 1: Maximale Auslastung bestehender Fabrikationsanlagen und ein gezieltes Kostenmanagement im Rahmen einer regionalen Zusammenarbeit unter den Käsereigenossenschaften (vertragliche Zusammenarbeit und/oder Fusion).
Ebene 2: Verbesserung der Wertschöpfung durch Qualitätsführerschaft und durch die Herstellung von regionalen Spezialitäten.
Beratung bei Zusammenlegungen
uwe. Emil Steingruber ist neben seiner Lehrtätigkeit an der Hochschule für Landwirtschaft (SHL) Inhaber einer unabhängigen Firma für Unternehmungsberatung für Milchproduzenten, Milchkäufer und Käsereigenossenschaften. Seine Dienstleistung umfassen unter anderem Analysen von Unternehmungen und Käsereigenossenschaften, Erarbeitung neuer Geschäftsstrategien und regionalen Zusammenarbeitslösungen, Investitions- und Finanzierungsberatung, Ausarbeitung von Businessplänen, Projektplanung und -evaluation. Weitere Information: ES Agro Consulting, Bachteleweg 24, 3303 Jegenstorf, Telefon 031 762 05 30, Internet:
http://www.es-consulting.ch.
5.1 Erfolgsfaktoren für Zusammenarbeitsprojekte
Die erfolgreiche Realisierung von Zusammenarbeitsprojekten in der Milchverarbeitung setzen ein transparentes und systematisches Vorgehen voraus (siehe Tabelle "Ablauf und Etappierungsschritte für Zusammenarbeitsprojekte"). Folgende Erfolgsfaktoren haben sich im Rahmen solcher Projekte gemäss Steingruber bewährt:
a) Das Wahrnehmen eines Handlungsbedarfes und der Wille zur Veränderungen ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Zukunftsgestaltung.
b) Die Vision (=Zukunftsvorstellung) muss klar und verständlich kommuniziert werden. Der Glaube, dass mit der Käsefabrikation auch in Zukunft der beste Milchpreis erzielt werden kann, muss bei den Direktbetroffenen tief verankert sein. Eine Überzeugung in diesem Sinne ist deshalb so wichtig, weil im Moment die Differenz zwischen den Preisen für Käserei- und Industriemilch ungenügend ist. Diese Situation wird sich erst dann ändern, wenn das Mengenproblem insbesondere bei der Sorte Emmentaler gelöst ist. Bei der Vorbereitung von Entscheidungsgrundlagen für ein klar definiertes Projekte müssen drei Ziele im Vordergrund stehen:
Ziel 1: Es ist eine regionale Käsereistruktur zu schaffen, welche erlaubt, dass langfristig wettbewerbsfähig Milch verarbeitet werden kann. Motiviertes Fachpersonal (Käser) soll attraktive Arbeitsplätze finden.
Ziel 2: Den Milchproduzenten muss ein konkurrenzfähiger Milchpreis in Aussicht gestellt werden können.
Ziel 3: Die Ansprüche des Handels und der Konsumenten an ein Premiumprodukt müssen vollumfänglich befriedigt werden.
Als Alternative zu einem solchen Vorgehen steht nur der Alleingang offen und damit die allfällige Gefährdung des eigenen Verarbeitungsbetriebes.
5.2 Transparente Kommunikation
Damit der Prozess für die Entscheidfindung erfolgreich abläuft, müssen folgende Voraussetzungen gemäss Steingruber speziell beachtet werden:
a) Alle betroffenen Akteure (Milchproduzenten, Käser, Handel) müssen sich regelmässig am runden Tisch treffen. Die Transparenz der Informationen während dem Entscheidfindungsprozess ist grundlegend für die spätere Akzeptanz der neuen Lösung bei den Genossenschaftern.
b) Der Projektausschuss muss die Informationen laufend und direkt an die Mitgleider weiterleiten. Der Informationsvorsprung der Projektleitung gegenüber den anderen Beteiligten darf nicht zu gross werden.
c) Eine Etappierung des Entscheidfindungsprozesses hilft, die vorhandenen Ängste und Unsicherheiten vor den Veränderungen abzubauen.
d) Die Begleitung des Projektes durch eine vertrauenswürdige Person (externer Berater) schafft eine vertrauensbildende Grundlage. Diese Person kann ihre Aufgabe unabhängig von Verbands- und Brancheninteressen wahrnehmen und mithelfen, eine vertrauensbildende Basis zu schaffen.
e) Der Projektablauf und die Abstimmungstermine müssen allen Betroffenen bekannt und klar sein.
Immer wieder scheitern erfolgsversprechende Projekte gemäss Steingruber aus folgenden Gründen:
- Probleme auf der zwischenmenschlichen Beziehungsebene in der Genossenschaft und in der Region.
- Das Festhalten an überholten und unausgelasteten Käsereistrukturen basierend auf eigennützigen und traditionalistischen Denkvoraussetzungen,
- Uneinigkeit unter den Entscheidungsträgern innerhalb der Region.
- Mangelnde Bereitschaft und Offenheit in der Kommunikation.
- Widersprüchliche Signale und Botschaften, welche durch Kompromiss-Entscheide von Politik und Branchenorganisationen ausgelöst werden (z.B. die Erhöhung der Emmentalermenge um 7‘000 Tonnen bei gleichzeitiger Käsepreiserhöhung auf den Exportmärkten im Milchjahr 2001/02).
Eine aktive Gestaltung der Zukunft wird zum Wettbewerbsfaktor von gewerblichen Milchverarbeitungsbetrieben, ist Steingruber überzeugt. Wir leben in einer Zeit der rasanten Veränderungen. Je früher die Betroffenen die Sache anpacken, desto mehr Zeit steht für ein erfolgreiches Entscheiden und Handeln zur Verfügung. Alle Entscheidungsträger in den Käsereien sind deshalb gut beraten, ihre Verantwortung zusammen wahrzunehmen.
Ablauf und Etappierungsschritte für Zusammenarbeitsprojekte | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
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