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Zuckerrüben pflanzen statt säen
19.04.2021 – (lid.ch) – Zurzeit wird in der Schweiz noch nicht genug biologisch produzierter Zucker angebaut, um die Nachfrage zu decken. Zuckerrüben ganz ohne Pflanzenschutzmittel anzubauen, ist allerdings eine Herausforderung. Ein Test soll nun zeigen, ob mit dem Pflanzen von Setzlingen der Anbau gegenüber der herkömmlichen Aussaat vereinfacht werden kann.
Kategorien: Forschung Zuckerrüben

Während sich 2014 der Absatz von Bio-Zucker noch auf 30 Tonnen belief, stieg er bis 2020 auf 690 Tonnen. Gleichzeitig ist laut einer gemeinsamen Mitteilung des Schweizerischen Zuckerrübenpflanzer-Verbandes, der Fondation Rurale Interjurassienne, Bio Suisse, der Schweizer Zucker AG und der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenanbau auch die Anbaufläche für Bio-Zucker von 7 Hektaren auf 180 Hektaren gewachsen und seit 2017 werde zusätzlich IP-Suisse Zucker produziert. Mit einem Flächenanteil von knapp einem 1 Prozent besetze der Schweizer Bio-Zucker aber nach wie vor eine Nische und decke den Bedarf im Handel nicht. Die gesamte Schweizer Zuckerbranche will deshalb den Anbau von Bio- und IP-Zuckerrüben in der Schweiz fördern und so das grosse Marktpotential ausschöpfen.
Der Zuckerrübenanbau ohne chemisch synthetische Pestizide sei heikel und arbeitsintensiv. Bereits seit zwei Jahren laufe aber ein Praxisversuch an verschiedenen Standorten, der testen soll, ob der Anbau durch das Pflanzen von Setzlingen vereinfacht werden kann. Dieses Jahr würden die Versuche auf eine Fläche von 60 Hektaren ausgedehnt und erreichten damit einen marktrelevanten Umfang. Pro Hektare werden rund 80’000 Setzlinge gepflanzt. Einerseits verlängere das Pflanzen von Setzlingen die Wachstumsperiode und verkürze die heikle Phase der Jugendentwicklung – andererseits hätten die Zuckerrübenpflanzen so gegenüber Unkraut und Schädlingen wie Schnecken und Erdflöhen einen Vorsprung und der maschinelle Einsatz zur mechanischen Unkrautbekämpfung werde erleichtert.
Noch befinde sich der Setzlingsanbau von Zuckerrüben in den Kinderschuhen und ist kostenintensiv: Der Anbau kostet rund 3000 Franken pro Hektare – noch ohne Maschinen- und Arbeitskosten. Ausserdem sei das mehrreihige Pflanzen eine logistische Herausforderung und nach erfolgtem Pflanzen sei das Wetter – sprich genügend Niederschläge – für das gute Anwachsen der Jungpflanzen wichtig. Die Resultate aus den ersten zwei Versuchsjahren seien aber vielversprechend und die Erträge seien mit durchschnittlich 65 Tonnen pro Hektare höher ausgefallen als in den gesäten Bio-Vergleichsparzellen. Die hohen Pflanzkosten konnten durch den verminderten Arbeitsaufwand aufgefangen werden und der Verdienst pro Arbeitsstunde habe sich verbessert. Ob sich das Pflanzen von Zuckerrübensetzlinge anstelle einer Aussaat zukünftig als grossflächige Alternative darstelle, würden aber erst die weiteren Versuchsjahre zeigen.