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Trinkwasser-Initianten lancieren Abstimmungskampf
22.03.2021 – (lid.ch) – Die Initianten der Trinkwasser-Initiative sind heute vor die Medien getreten. Die Agrarpolitik fördere mit Steuergeldern eine umweltschädliche Lebensmittelproduktion.
Kategorien: Pflanzenschutz

Es sei die erschreckende Erkenntnis gewesen, dass sie mit ihren Steuergeldern eine Lebensmittelproduktion mitfinanziere, welche die Umwelt zerstöre und Trinkwasser verschmutze, erklärte Initiantin Franziska Herren zu Beginn der Medienkonferenz. Seit Jahrzehnten setze die Landwirtschaftspolitik mit Steuergeldern willentlich Fehlanreize. Mit der Initiative würden gesunde und pestizidfreie Produkte zur Norm und für alle erschwinglich, so Herren.
Markus Bucher, Biogemüse-Produzent auf dem Hof Farngut in Grossaffoltern BE, erklärte, dass die Trinkwasser-Initiative für ihn ein gigantisches Entwicklungspotenzial für Landwirte und nachgelagerte Betriebe sowie Forschung und Bildung bedeute. «Das generiert Perspektiven für engagierte Fachpersonen und schafft sauberes Wasser», so Bucher.
Bio-Winzer Roland Lenz aus Iselisberg im Kanton Thurgau setzt auf seinem Betrieb auf pilzwiderstandsfähige Rebsorten (Piwi). Er erlebe deshalb täglich, dass Weinbau unter Schweizer Bedingungen ohne Pestizide auskommen könne. Die Rebberge seien lebendige Orte, auf denen sich einheimische Pflanzen und Tiere wohlfühlten und die Biodiversität für sie arbeite. «So könnte es überall in Schweizer Rebbergen aussehen, wenn von der Politik entsprechende Rahmenbedingungen gesetzt werden», erklärte Lenz sein Ja zur Initiative.
Für die Initiative sprach sich auch Fredy Hiestand von der Fredy’s AG aus. Das Unternehmen arbeitet ausschliesslich mit Schweizer Getreide aus pestizidfreiem Anbau. Eine gesunde und natürliche Landwirtschaft könne nur pestizidfrei sein. Gelinge dieses Umsteuern, sei die Schweiz ein Vorbild für die Welt, so Hiestand.
«Besser Fleisch als Futtermittel importieren»
Dass künftig vermehrt auf Nahrungsmittel aus aller Welt zurückgegriffen werden muss, wenn die Initiative – die Importe ausklammert – angenommen wird, ist einer der grössten Kritikpunkte der Initiativ-Gegner. Auf eine entsprechende Frage verwies Klimaphysiker Thomas Stocker auf die Verantwortung der Konsumentinnen und Konsumenten: «Bei dieser Frage geht man davon aus, dass der Konsument und die Konsumentin ihre Nahrungsgewohnheiten nicht kritisch hinterfragen. Aber mit der Initiative hat das direkt nichts zu tun. Da sind Konsumentinnen und Konsumenten in ihrer Verantwortung gefragt.» Franziska Herren verwies diesbezüglich auf die Food-Waste-Problematik. Mit einer Reduktion von Food Waste müsste man auch nicht mehr importieren, so Herren. «Wenn man Futtermittel importiert, muss man zehnmal mehr Schiffe über den Ozean fahren lassen, als wenn man das Fleisch direkt von dort importiert, wo die Futtermittel herkommen», ergänzte Herren.
Das Nein-Komitee zu den beiden Agrarinitiativen bezeichnet in einer heute verteilten Medienmitteilung die TWI als «Trojanisches Pferd». Denn trotz ihres Namens habe sie nur wenig mit Trinkwasser zu tun. Im Gegenteil gefährde sie ein System, das besonders ökologisch produzierende Betriebe belohne. Das Komitee verweist zudem auf verschiedene Studien, welche als Folge einer TWI-Annahme eine Verschlechterung der Umweltbilanz der Ernährung prognostizieren.