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Mehr Forschung für Pflanzenschutz gefordert
17.06.2019 – (lid.ch) - Die Mitgliederorganisationen der IG Zukunft Pflanzenschutz präsentierten an der heutigen Medienkonferenz ihre Massnahmen, um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren. Dabei stellen sie innovative Techniken und alternative Methoden vor Restriktionen von Wirkstoffen, wie es die beiden Pflanzenschutz-Initiativen fordern.
Kategorien: Pflanzenschutz
"Dank erweitertem Wissen und neuen Technologien konnte der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in den letzten 10 Jahren in der integrierten Produktion um 27 % gesenkt werden", sagte Oliver Mark, Präsident von Jardin Suisse vor den Medien. Bei einem ganzeinheitlichen Verbot würde die Ernte um 30 - 40 % geringer ausfallen. In regnerischen Jahren könne es gar zu Totalausfällen kommen, wie Nationalrat Bruno Pezzatti, Vorstand des Schweizer Obstverbandes (SOV), betonte.
In Forschung investieren
Die Reduktion von Pflanzenschutzmittel soll durch neue Technologien statt durch Verbote erfolgen. Dies bedeutet, dass neue Wege erforscht werden müssen. Dazu braucht es mehr finanzielle Mittel für Forschungsanstalten wie Agroscope oder das FiBL, sagte Ständerat und Gemüseproduzent-Präsident Hannes Germann. Eine entsprechende Motion wird derzeit im Ständerat behandelt.
Neue Technologien
Thomas Wyssa vom Verband der Schweizer Gemüseproduzenten erläuterte eine solche Innovation im Gemüsebau. Er stellt in einer Präsentation den Hackroboter Steketee IC Weeder vor, der die Wirkstoffe punktgenau auf die Pflanze ausbringen kann, womit bis zu 90 % an Pflanzenschutzmitteln eingespart werden kann. Zudem hackt er in und zwischen den Reihen Unkraut, weshalb keine Herbizide mehr benötigt werden. "Bei den vier bisherigen Versuchen war die Wirkung auf die Pflanze nicht zu unterscheiden vom Einsatz mit dem Feldbalken", so Wyssa, der in Galmiz FR einen Gemüsebaubetrieb führt. Das vom Bund unterstützte Pilotprojekt befindet sich derzeit im zweiten Jahr.
Alternative Methoden
"Bereits heute kommen Pestizide nur zum Einsatz, wenn sämtliche alternative Methoden keine Wirkung mehr erzielen", so Obst-Produzent Ernst Lüthi aus Ramlinsburg BL. Er stellte einige dieser Methoden vor. Neuartige Schädlinge seien ein stetes Problem, deren Bekämpfung immer neu erforscht werden müsse. Der wohl bekannteste der letzten Jahre ist die Kirschessigfliege, die seit 2011 in der Schweiz vorkommt. Diese befällt vor allem reife Beeren und Früchte. Zur Befallsvorbeugung werden die Kulturen eingenetzt, womit verhindert wird, dass die Fliege eindringen kann.
Die alternativen Bekämpfungsmethoden sind je Schädling anders. So werden beispielsweise gegen den kleinen Fruchtwickler oder den Apfelwickler Pheromonfallen eingesetzt, womit der Befall überwacht werden kann. Mit Verwirrungstechnik konnte Ernst Lüthi bereits gute Erfolge erzielen. So war letztes Jahr auf einer damit ausgestatteten Fläche von 3.5 Hektaren kein einziger Apfel Opfer des Apfelwicklers geworden.
Die IG Zukunft Pflanzenschutz besteht aus Vertretern der Produzenten, Verarbeitern sowie der Konsumenten. Sie setzt sich das Ziel, Lösungen erarbeiten zu können, um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren. Das Ziel ist, bis 2030 Alternativen für Pflanzenschutzmittel zu finden, die vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) als Mittel mit besonderem Risikopotential eingestuft werden. Ab Ende Juli wird die Website www.zukunft-pflanzenschutz.ch für weitere Informationen aufgeschaltet sein.