Hauptinhalt
Fleischbranche segelt auf stürmischer See
28.06.2019 – (lid.ch) – Das letzte Jahr hat der Schweizer Fleischbranche klimapolitische Diskussionen und witterungsbedingte Produktionsschwankungen beschert. Konkrete Massnahmen im Bereich Tierwohl, Nachhaltigkeit und Ernährung wurden an der Generalversammlung von Proviande erläutert.
Kategorien: Fleisch

Die 20. Generalversammlung der Branchenorganisation Schweizer Fleischwirtschaft Proviande wurde in der Safranzunft in Basel ausgetragen. Der geschichtsträchtige Saal der Ehrenzunft der Metzger veranlasste Vizepräsident Lorenz Wyss dazu, die Anwesenden an die Anfänge von Bell zu erinnern. Bell, die als Ochsenmetzg in Klein-Hüningen gestartet hatte, sei seit 1869 ein wichtiger Vorreiter in der Branche und stehe noch immer für Qualität. Wyss vermerkte, dass der Schweizer Fleischmarkt nicht durch Volumen bestehen könne, sondern indem die ganze Wertschöpfungskette gemeinsam auf ein anwenderfreundliches Angebot hinarbeite. "Die See ist stürmisch, und über mangelnden Gegenwind können wir uns nicht beklagen", sagte der Vizepräsident und betonte, dass es wichtig sei im gleichen Boot zu sitzen.
Forderung nach respektvoller Kritik
Andreas Brütsch, Präsident der Metzger-Ehrenzunft, erläuterte danach den Anwesenden die Hintergründe des Basler Zunftwesens. Seit über 770 Jahren gebe es die Ehrenzunft der Metzger, sie gehöre somit zu den ältesten Zunften. Er sorgte für Erstaunen als er erzählte, dass die Weberzunft früher im selben Bach die Tücher gefärbt hatte, wie die Schlachtabfälle entsorgt wurden, nämlich in der nahe gelegenen Birsig.
Präsident Markus Zemp zeigte sich in seiner Eröffnungsrede stolz über die im Vergleich zum Vorjahr konstanten Zahlen beim Fleischkonsum. Es werde nach wie vor gegessen, jedoch weniger häufig, das zeige die Imagestudie. Schweizer Fleisch habe noch immer einen wichtigen Stellenwert in der Ernährung der Schweizerinnen und Schweizer, 94% gaben an, regelmässig solches zu konsumieren. Diese Fakten seien in Anbetracht der immer agressiveren Aktivitäten von Tierschutz-Aktivisten bemerkenswert. In seiner Austrittsrede betonte auch Claus Ullmann, austretendes Kommissionsmitglied und ehemaliger Geflügelproduzent aus Eschenz, dass Kritik wichtig sei, sie aber mit Respekt angebracht weden müsse.
Nicht einverstanden mit Abschaffung der Inlandleistung
Präsident Zemp betonte weiter, dass die Auswirkungen der ungewöhnlichen Sommertrockenheit 2018 für die Branche eine grosse Herausforderung dargestellt hätten. Anfang August hätten viele Produzenten die Kuhbestände abgebaut, aus Sorge um fehlende Raufuttermengen. Er lobte die Branche, die alles daran gesetzt habe, die Kühe zu verwerten. Schlachthöfe hätten sogar die Betriebszeiten verlängern müssen.
Ein Kompliment sprach er auch den Schweineproduzenten aus, die es geschafft hätten, ihre Produktion den Marktrealitäten anzupassen und dieses Jahr von besseren Preisen zu profitieren. Politisch beschäftigte die Branche unter anderem die Neuausrichtung der Agrarpolitik 22+, die eine Abschaffung der Inlandleistung als Kriterium bei der Vergabe von Zollkontingenten vorschlägt. Gegen diesen Vorschlag wehrt sich Proivande vehement.
