9.1 Überzeugend vortragen
Vortragen ist mehr als nur sprechen. Dein Outfit, deine Körpersprache und deine Stimme reden viermal stärker als das, was du sagst. Achte deshalb sorgfältig darauf. Wenn du zusätzlich mit solider Vorbereitung, einem optimalen Mass an Information, einem gut strukturierten Vortrag, klarer Sprache und gefälliger Visualisierung auftrittst, kommst du beim Publikum gut an. Das ist alles lernbar.
Solide vorbereiten
Die folgenden Vorbereitungspunkte helfen dir, dein Publikum zu fesseln und deine Botschaft gut rüberzubringen.
Du bist von dir überzeugt und sattelfest. Du traust dir zu, dem Publikum etwas Wichtiges zu sagen und dabei deine Fachkompetenzen und Erfahrungen einzubringen. Du bist dir im Klaren, was du mit dem Vortrag oder der Präsentation erreichen willst. Test: Erzähle jemandem aus dem Bekanntenkreis in 3 Sätzen, worum es geht und was du willst.
Du kennst dein Publikum. Du erkundigst dich im Voraus,
- wer alles zu deinem Publikum gehört,
- warum sie hier sind (Pflicht oder Interesse?),
- welche Vorkenntnisse und Interessen sie haben (Laien oder Profis?),
- welche Sprache und Fachsprache sie verstehen.
Welchen Nutzen kannst du diesem Publikum mit deinem Vortrag bringen? Wie stellst du es an, weder Wasser ins Meer zu tragen noch ein Schwimmfest zu veranstalten?
Du bist im Thema zuhause. Dazu gehört, dass du dir über folgende Aspekte im Klaren bist:
- Ziel: Welche Botschaft will ich rüberbringen, was will ich bewirken?
- Kernaussage: Was ist das Wichtigste meines Vortrags oder meiner Präsentation?
- Aspekte: Welche Aspekte, Argumente, Begründungen, Erläuterungen gibt es zu meinem Thema? Welche sind unerlässlich, welche auch wichtig, welche nicht zwingend erwähnenswert zur Zielerreichung? Mit welcher Beweisführung und Argumentation will ich überzeugen?
- «Sitz im Leben»: An welche Alltagserfahrungen kann ich anknüpfen? Welche Geschichten aus meinem Leben kann ich erzählen? Welche treffenden Vergleiche und Beispiele kann ich einbringen?
- Fakten und Zusammenhänge: Je mehr du kennst, desto sattelfester bist du und desto mehr überzeugst du rational.
- Praxisbeispiele, Erfahrungen, Geschichten und persönliche Überzeugung. Je mehr du davon einbringst, desto glaubhafter und authentischer kommst du rüber. Damit sprichst du emotional an.
Du hast das das Wesentliche herausgemeisselt.
- Fokussiere dein Thema auf das Hauptsächliche. Konzentriere dich auf ein Statement, das du auf den Punkt bringst und gut belegst. So überforderst du deine Gesprächspartnerinnen und Zuhörer nicht. Weniger ist mehr.
- Ein 20-Minuten-Vortrag kommt gut an, ab 30 Minuten sind die Zuhörenden nicht mehr aufnahmefähig.
- Alles, was du sonst noch weisst, aber nicht vorträgst, hast du als «Reserve» dabei und kannst es auf Wunsch oder bei Fragen locker einbringen. Damit punktest du als kompetente Fachperson.
Tipp
Komme nie auf den letzten Drücker zum Vortrag. Plane genügend Zeit ein, alle technischen Hilfsmittel zu prüfen (Mikrofon, Projektion) und dann zur Ruhe zu kommen und dich mental auf den Vortrag einzustellen.
Frisch auftreten
Dein Vortrag beginnt mit dem Auftreten. Steige ruhig und gelassen ein. „You never get a second chance to make a first impression”, sagt man. Am ersten Moment messen dich deine Zuhörer. Verpasse die Chance nicht, hier einen guten Eindruck zu machen.
- Gehe ruhig zum Rednerpult. Stelle dich mit beiden Füssen gut auf dem Boden. Richte dich auf. Stehe da wie ein gut verwurzelter Baum.
- Atme tief durch, durch die Nase ein, durch den ganzen Körper bis in den Boden, durch den Mund wieder aus.
- Schaue freundlich in die Runde.
- Dann beginn zu sprechen.
Dein Aussehen spricht lauter als deine Stimme.
- Achte auf angemessene Kleidung, in der du dich aber wohl fühlst und die korrekt sitzt. Kontrolliere dein Aussehen vor dem Auftritt im Spiegel. Die schräge Krawatte oder ein wildes Haarbüschel stehlen dir die Show.
- Bewahre eine aufrechte, offene Haltung. Bewege die Hände gezielt und ruhig, fuchtle nicht wild herum.
- Sprich langsam, entspannt und deutlich, lege Pausen zum Durchatmen.
- Vermeide körperliche und sprachliche Ticks wie an der Nase zupfen oder ständiges „Öhh, öhh …“, oder „Genau, genau …“. Denn all das redet 13-mal lauter als alle deine Worte. Und ganz böse Leute beginnen, deine Tick-Frequenz zu zählen, statt dir zuzuhören.
Dein Vortrag ist Gespräch, nicht Bühnenstück.
Beim Bühnenstück lebt der Künstler oder die Künstlerin ganz in seiner Bühnenwelt und das Publikum schaut zu.
Sprich beim Vortrag bewusst zu den Personen im Raum, verbal, mit den Augen, den Händen, der Körperhaltung. Beobachte sie. Suche kurze Blickkontakte. Beobachte: Wirken sie gebannt, skeptisch, gelangweilt? Wie kannst du auf ihre Signale eingehen?
Schritt für Schritt durchs Thema führen
Mit dem folgenden Dreiphasen-Modell, Einstieg – Kernteil – Schlussteil, fährst du gut.
Begrüssung: gelassen und einladend
1. Der erste Satz. Er entscheidet darüber, ob die Zuhörenden aufspringen oder gleich abschalten und muss darum gut gewählt sein. Danke für die Einladung oder zeige deine Freude, hier zu sein. Zeige Verständnis für die Zuhörenden («ihr seid sicher gespannt», «vielleicht habt ihr nun den Kopf schon voll»). Oder steige mit einem Witz oder einer Anekdote ein. Wichtig: Beginne NIE mit einer Entschuldigung oder Rechtfertigung, dem Hinweis auf deine beschränkte Redezeit oder auf technische Probleme.
2. Publikum. Du zeigst, dass dir die Begegnung mit dem Publikum wertvoll ist und du es schätzt.
3. Du. Du stellst dich selbst kurz vor, wenn du nicht bekannt bist oder sagst etwas zu deiner Motivation zum Auftritt, wenn man dich kennt.
4. Dein Thema. Du stellst das Thema vor, sagst, warum es gewählt ist.
5. Ziel und Fahrplan. Du sagst, was von dir zu erwarten ist, inhaltlich, im Ablauf, ev. auch zeitlich.
Kernteil: frisch und kompetent
1. Angelpunkt: Hole die Zuhörenden mit einer Frage oder einer kleinen Story ab.
2. Kernaussage: Bringe auf den Punkt, worum es geht.
3. Aspekte: Erläutere deine Argumente, (Anwendungs-)Beispiele, Ausführungspunkte und Forderungen immer in Bezug zur Kernaussage (maximal 3 Punkte).
4. Zusammenfassung: Wiederhole deine Kern- und Eckpunkte.
Schluss: kurz und motivierend
1. Der letzte Satz. Er bleibt bei Zuhörenden besonders in Erinnerung. Mit einem Fazit, einer Wiederholung der Kernaussage, einer Handlungsaufforderung oder auch einem Bild motivierst du das Publikum, Stellung zu nehmen, Nachzudenken, dein Projekt zu wählen …
2. Eventuell Fragerunde eröffnen oder auf Manuskript hinweisen
5-Schritte-Vortrag
In Gesprächen, Diskussionen und Vorträgen (selbst bei der spontanen Geburtstagsparty-Ansprache) bist du mit dem 5-Satz-Modell gut bedient. Damit bist du klar und Zuhörende können dir gut folgen.